Atomtransport aus Brokdorf abgeblasen

■ Atomkraftgegner legten die Straße vor dem Kraftwerk in Brunsbüttel frei

Ein Überraschungscoup von 50 Atomkraftgegnern vor dem AKW Brunsbüttel hat gestern den achten Transport atomarer Brennelemente aus dem Atomkraftwerk Brokdorf via AKW Brünsbüttel in die britische Wiederaufbereitungsanlage in Shellafield unmöglich gemacht. Die AKW-Betreiber bestreiten jedoch, daß die Absage des Transportes etwas mit den Aktionen zu tun hatte. Preussen-Elektra-Sprecherin Dr. Petra Uhlmann: „Die Entscheidung ist nicht heute morgen gefallen, sondern schon vorher, weil es simple Koordinationsprobleme gab.“

Die AKW-GegnerInnen hatten gegen fünf Uhr morgens zum großen Schlag ausgeholt. Innerhalb kurzer Zeit „befreiten“ sie die Straße vor dem AKW Brunsbüttel auf drei Metern von den Pflastersteinen und warfen sie in die Umgebung. Diese Strecke sollte ursprünglich vier Stunden später von einem 100 Tonnen-Tieflader mit sechs hochradioaktiven Brennelementen befahren werden. Im AKW-Brunsbüttel sollte der Container dann auf die Bahn verladen werden. Über die Schiene geht es dann in die eigens zur Beseitigung ausländischen Atommülls gebaute Anlage „Thorp“ in Sellafield.

Offenkundig war die Polizei auf eine derartige Aktion nicht vorbereitet und hätte auf die Schnelle die Straßenschäden nicht beseitigen können. Zudem blockierten gegen neun Uhr morgens – zum anvisierten Abfahrtszeitpunkt – 80 Atomkraftgegner die Ausfahrt des Atommeilers Brokdorf in der Wilster-Marsch.

„Da nach den Erfahrungen der letzten Transporte anzunehmen ist, daß sich der strahlende Behälter bereits auf dem Tieflader außerhalb des AKW-Gebäudes befindet,“ so Holger Müller vom Gewaltfreien Aktionbündnis, „ist es nicht möglich den Transport tagelang zu verzögern. Denn dies wäre eine ungenehmigte Zwischenlagerung.“

Die PreussenElektra-Sprecherin bestätigt, daß die atomare Fracht bereits auf dem Tieflader außerhalb des Sicherheitsbehälters lagert. Ein kurzfristiger Zwischenstopp, der nicht tagelang andauert, sei jedoch möglich. Uhlmann: „Ein konkreter Termin für den Transport steht noch nicht fest, der muß noch mit den unterschiedlichen Institutionen abgestimmt werden.“ K. v. Appen