■ Das Portrait
: Werner Kastner

Der Steuermann der Lindenstraße Foto: WDR

Wer ernsthaft von sich behauptet, ein wahrer Lindenstraßen-Fan zu sein, dem kann es unmöglich entgangen sein: der Mann am Lenkrad des Busses, der im Abspann um die Ecke biegt, der Motorradfahrer oder der Taxichauffeur – sie alle sehen sich irgendwie verblüffend ähnlich. Kein Wunder, denn in jeder Karre steckt immer derselbe Mann. Das ist aber kein Beweis für die Knickerigkeit des WDR, sondern geschieht aus gutem Grund: Erfahrungswerte haben gezeigt, für die Fahrten in der Lindenstraße braucht man eine Fachkraft. „Weil wir mit so vielen Kameras auf engem Raum arbeiten, bleiben zwischen Objektiv und Kotflügel manchmal nur Millimeter Platz“, meint Werner Kastner, der 61jährige Serien- Chauffeur, „da haben wir regelmäßig Häuserecken mitgenommen.“

Eigentlich wollte der gelernte Kfz-Mechaniker, der vor zwanzig Jahren noch in seinem Porsche mit über 250 Sachen über internationale Rennpisten hetzte, längst in Rente gegangen sein. Doch statt dessen kümmert er sich auf Deutschlands beliebtestem Verkehrsweg um alles, was Räder hat. Auch heute, acht Jahre nach Serien-Beginn, hält er das Starthilfekabel, welches wohlgemerkt das meistgebrauchte Utensil der Produktion ist, noch in der Hand. Denn alle Vehikel haben eines gemeinsam: Startprobleme. „Weil die Wagen kaum bewegt werden, verabschiedet sich regelmäßig die Batterie“, erklärt er. Aber dank der absoluten Unfähigkeit der meisten Serien-Darsteller, ein Fahrzeug geradeaus zu lenken, blieb er nicht lange der Werkstattwicht vom Dienst. „Man sollte es kaum glauben“, sagt er, „aber vom Autofahren verstehen die Schauspieler absolut nichts. Der Andi Zenker (Serien-Taxifahrer, d. Red.) ist da glatt 'ne Ausnahme.“ Probleme tun sich vor allem dann auf, wenn an einen Serien-Charakter ein bestimmtes Fahrzeug geknüpft ist. Was wäre der Timo schließlich ohne sein Motorrad? Doch auch monatelanges Fahrtraining konnte nichts zum Besseren wenden: der sonst so attraktive junge Mann hing nach wie vor auf seinem Bock wie ein schlaffer Sack im Sommerwind. Da half nur noch doubeln; frei nach dem Motto: schnell den Helm auf den Kopf gestülpt, und keiner merkt was. Sollten Sie also jemals beobachten, wie Else Kling das Solarmobil vor Frau Dr. Sperlings Praxis parkt, dann mißtrauen Sie Ihren Augen zu Recht! Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um das Double Werner Kastner. Knie