Reggae mit Posaune und Flöte

■ Die „Roten Schwestern“ musizieren frauenpolitisch

Wenn heute der Landesfrauenrat 75 Jahre Frauenwahlrecht feiert, ertönt die alte Feministinnen-Hymne „Brot und Rosen“ mit zwei Schmalzgeigen im Tangoarrangement. Oder „Winning The Vote“ als Reggae – mit Posaune und Flöte. Diese hörbaren Ikonen der Frauenbewegung werden fachgerecht bearbeitet von den Roten Schwestern, die ganz in Weiß die Bühne beherrschen: im Einmal-Arbeitsanzug und weißem Arbeitshelm. Dazu passend die Kassenbrille aus der 50er Jahren und eine Dia-Show der ArbeiterInnen im Body-Building-Habitus und frischen Stimmrechts-Kämpferinnen.

Getreu dem Motto: „Erst Sozialismus, dann Feminismus – und nun die toten Schwestern“ fabrizieren Ele und Marlis ihre Arbeiter- und Revolutionslieder mit hausgemachten Arrangements: Die Internationale kommt als Heavy Metal daher, „Auf, auf in den Kampf“ wird als Techno aufbereitet. Musikalische Gratwanderungen, denn hinter Pathos und Morgenröte stekken blutigeentbehrungs-reiche Kämp-fe für hehre Ziele. Ele: „Wir wollen diese Utopiein Erinnerung und gleichzeitig lebendig erhalten – gebrochen, mit einem Augenzwinkern, aber ohne erhobenen Zeigefinger – oder alles ins Lächerliche ziehen.“ Die Schwestern, alte Mitstreiterinnen der Frauenbewegung, kennen sich aus mit sozialen Utopien. Konzeptgemäß ersetzen Maschinen die Schlagzeugerin: Im Sequenzer ruht die Kraft! In den Texten dreht sich alles um die Frau – die Genossin, die Arbeiterin, die Schwester – sie ersetzen die selbstverständlich tradierte männliche Form.

Birgit Kiupel

Veranstaltung „75 Jahre Frauenwahlrecht - wider die Wahllosigkeit der Frauen“ in den Räumen des Landesfrauenrats, Bebelallee 10, heute von 16 - 21 Uhr