Banker nach Teheran

■ In der Islamischen Republik Iran dürfen private Banken eröffnet werden

Berlin (taz) – Neues Aktionsfeld für Banker: Ab nächster Woche dürfen im Iran private Geldinstitute eröffnet werden. Der Direktor der Zentralbank, Mohammed Hussein Adeli, erklärte am Dienstag, seine Bank würde die privaten Neugründungen „überwachen“ und „sichern“. Laut Adeli haben Regierung und der Rat für Geld und Kredit die Reglements für private Banken für gesetzes- und islamkonform befunden. Die Banken dürften „Einlagen annehmen und landesweit an ökonomischen Aktivitäten teilhaben.“ Für eine Gründung seien fünf Milliarden Rial (5 Mio. Mark) als Sicherheit erforderlich. Vergebene Kredite dürften das 15fache dieser Summe nicht überschreiten.

Während der islamischen Revolution im Jahr 1979 wurden die privaten Banken Irans verstaatlicht. Derzeit existieren fünf staatliche Geldinstitute. Jedoch hat in den letzten Jahren durch die Eröffnung von Filialen ausländischer Banken und die Zulassung privater Geldwechselinstitute eine schleichende Privatisierung stattgefunden.

Von der Möglichkeit, eine private Bank zu eröffnen, sollen vor allem während und nach der Revolution ins Ausland geflohene Geschäftsleute angelockt werden. Ihre Kontakte sollen helfen, die marode Wirtschaft des Landes zu restaurieren. Die von Staatspräsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani propagierte Liberalisierung der iranischen Wirtschaft gilt unter Geschäftsleuten als gescheitert. Der Staat ist mit 20 Milliarden US-Dollar im Ausland verschuldet. Überfällig sollen Zahlungen im Umfang von acht Milliarden Dollar sein. Gläubigerland Nummer eins ist die Bundesrepublik. Der Iran steht in Bonn mit 4,2 Milliarden Dollar in der Kreide. Unter den Schuldnern von Hermes-Krediten steht der Iran hinter Rußland an zweiter Stelle.

Ursache für die Misere der iranischen Staatskasse sind die Kosten für den Wiederaufbau der durch den achtjährigen Krieg gegen den Irak zerstörten Infrastruktur, ein rapides Bevölkerungswachstum und vor allem der niedrige Ölpreis. Der Rohstoff ist das wichtigste Exportgut der islamischen Republik. Im von März 1994 bis März 1995 gültigen Staatshaushalt wurden die veranschlagten Einnahmen durch Ölexporte kurzfristig um zehn Prozent auf 10,15 Milliarden Dollar gekürzt. Gleichzeitig verfügte das Parlament eine drastische Reduzierung von Importen. Die anhaltende Versorgungskrise führte zu Protesten in mehreren iranischen Städten. Laut iranischen Oppositionellen traten im Mai in der Provinz Isafahan Maurerbetriebe in Streik, um gegen die Verzehnfachung des Strompreises zu protestieren.

Unter der Wirtschaftskrise leiden auch ausländische Geschäftsleute. Allein Irans Einfuhren aus der Bundesrepublik sanken im vergangenen Jahr um die Hälfte. taud

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