Waffenruhe im Jemen hielt nicht

■ In Moskau Feuerpause unterzeichnet / UN-Sicherheitsrat verabschiedete Resolution / Nordjemenitische Truppen rücken weiter auf Aden vor

Moskau/New York/Aden/Sanaa (AFP/AP) – Eine auf 48 Stunden angesetzte Feuerpause, die am Donnerstag morgen in der Umgebung der von nordjemenitischen Truppen belagerten Süd-Metropole Aden begonnen hatte, ist schon kurz darauf wieder gebrochen worden. Der stellvertretende Regierungschef Südjemens, Mohsen Mohammed, teilte dem AP- Büro in Bahrein telefonisch mit, die Nord-Truppen hätten eine Stunde nach dem Beginn der Kampfpause wieder Vororte beschossen. In der Hauptstadt Sanaa im Norden wurde wenig später bekanntgegeben, südjemenitische Flugzeuge hätten das 100 Kilometer östlich der Stadt gelegene Erdölfeld im Gebiet von Marib angegriffen.

Zuvor hatten Vertreter der jemenitischen Bürgerkriegsparteien in Moskau ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Die Feuerpause sollte am Donnerstag um 24.00 Uhr Ortszeit Jemen in Kraft treten, teilte der russische Vizeaußenminister Boris Kolokolow in Moskau mit. Auch sollten Vertreter beider Seiten noch am Donnerstag Verhandlungen in New York aufnehmen, um einen Mechanismus für die Kontrolle des Waffenstillstandes auszuhandeln.

Südjemen war bis zur Wiedervereinigung beider Landesteile 1990 insgesamt 25 Jahre lang mit der UdSSR verbündet gewesen. Am 21. Mai, zwei Wochen nach dem Beginn des Bürgerkrieges im Jemen, hatte die südjemenitische Führung einen eigenständigen Staat, die Demokratische Republik Jemen, ausgerufen.

In einer am Mittwoch abend einstimmig verabschiedeten Resolution des UN-Sicherheitsrates wurde der UN-Generalsekretär Butros Butros Ghali aufgefordert, Vorgespräche über Möglichkeiten für die Kontrolle eines dauerhaften Waffenstillstandes zu führen. Dies könnte der Resolution zufolge die Entsendung von UN-Militärbeobachtern nach Jemen bedeuten, die „für beide Seiten akzeptabel“ sein und nach Möglichkeit aus Staaten der Region kommen sollten. Im Sicherheitsrat hatten sich nach Angaben westlicher Diplomaten vor allem Saudi- Arabien und Oman vergeblich dafür eingesetzt, ausdrücklich einen Mechanismus zur Überwachung der angestrebten Waffenruhe festzulegen. Dagegen hatten unter anderen die USA finanzielle Bedenken geltend gemacht und eine vorsichtigere Formulierung durchgesetzt.

Die nordjemenitischen Truppen rückten nach Angaben des Südens in der Nacht zum Donnerstag bis auf zwei Kilometer auf Aden vor. Bei dem Angriff auf die Hafenstadt wurden nach Angaben aus Krankenhäusern erneut zahlreiche Zivilisten verletzt.