Nordkorea präsentiert Wunschliste

■ Atomverhandlungen in Genf fortgesetzt / Pjöngjang hätte gern moderne Nukleartechnologie und Wirtschaftshilfe

Genf (dpa/taz) – Die Vertreter der USA und Nordkoreas bei den Genfer Atomgesprächen sind bemüht, Positives zu vermelden. Pjöngjang sei bereit, die Arbeit mit graphitmoderierten Atomreaktoren zu stoppen, sagte Nordkoreas stellvertretender Außenminister Kang Sok Ju gestern – allerdings nur, wenn sein Land „richtig und angemessen“ entschädigt werde. Eine weitere Bedingung: Nordkorea müsse umgehend die moderne Leichtwasserreaktortechnik erhalten. US-Unterhändler Robert Galluci nannte dies ein „interessantes Angebot“, das man in Washington ernsthaft prüfen werde.

Erstmals erwähnte damit ein hoher Vertreter Pjöngjangs die Bereitschaft des kommunistischen Landes, das Programm mit dem alten Reaktortyp, der atomwaffenfähiges Plutonium produziert, einzufrieren. Für ihre Hilfen fordern die USA aber die sofortige Einstellung des Reaktorbetriebs in Yongbyon. Nordkorea möchte den Betrieb offenbar noch fortsetzen, weil die Umstellung auf ein neues System rund zehn Jahre dauert.

Kang stellte darüber hinaus eine Lösung für rund 8.000 abgebrannte Uranbrennelemente in Aussicht. Sie waren im Mai dem Reaktor in Yongbyon entnommen worden und werden durch Korrosion zunehmend zum atomaren Sicherheitsrisiko. „Wir haben die richtigen Mittel, mit den abgebrannten Brennstäben umzugehen“, meinte er. Dabei könnten „die Bedenken der internationalen Gemeinschaft sicher zerstreut werden“.

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete, Nordkorea habe US-Hilfe akzeptiert, um den Verfallsprozeß der Brennstäbe zu verlangsamen. Noch in diesem Monat könnten US-Experten nach Nordkorea reisen, um den Nuklearabfall chemisch zu behandeln. Die USA hatten sich bislang geweigert, einer Aufarbeitung der plutoniumhaltigen Brennstäbe in Nordkorea zuzustimmen. Das Land soll nach US-Angaben bereits genug Plutonium für den Bau mindestens einer Atombombe haben. Nordkorea bemühe sich zudem um US-Hilfe beim Ausbau des Elektrizitätsnetzes, berichtete die südkoreanische Tageszeitung Joongang. Das isolierte Land möchte schnell diplomatische Beziehungen zu den USA aufnehmen, Washington will dagegen mit Verbindungsbüros in den Hauptstädten beginnen.