GAL für echte Wirtschaftsförderung

■ Bahrenfeld: Hermes-Versicherung läßt Gewerbefläche seit Jahren brachliegen / Grüne fordern Stadt zum Rückkauf auf

Die Stadt läßt dringend benötigte Gewerbefläche in Bahrenfeld brach liegen, um den Hermes Versicherungskonzern nicht zu verprellen: Diesen Vorwurf haben jetzt die Grünen im Bezirk Altona erhoben. Sie fordern von der Finanzbehörde den „Rückkauf“ des Areals, um es anderen Betrieben anzubieten.

1991 hatte das Unternehmen für runde 25 Millionen Mark das 30.000-Quadratmeter-Grundstück an der Gasstraße erworben, um neben der Zentrale an der Friedensallee einen Erweiterungsbau zu errichten. Kurz nach der Maueröffnung hoffte das Management des Konzerns auf das große Geschäft. Doch statt der erwarteten Gewinne verbuchte Hermes 1993 Verluste – die Neubaupläne wurden erst einmal auf Eis gelegt. Hermes-Sprecherin Barabara Stieghan: „Die Bedarfsplanung hat sich geändert. Durch die Rezession haben sich die Mitarbeiterzahlen nicht wie vorhergesehen entwickelt. Es besteht daher keine Notwendigkeit, in diesem Jahr mit dem Erweiterungsbau zu beginnen.“ Nach den jetzigen Plänen soll frühestens 1998 mit einem Neubau begonnen werden.

Die Fläche war Hermes aber unter der Maßgabe verkauft worden, daß sechs Monate nach „Vorbescheidserteilung“ der Bauantrag für den ersten Bauabschnitt des 60.000 Quadratmeter großen Bürokomplexes einzureichen sei. Andernfalls könne die Stadt von ihrem Rückkaufsrechts Gebrauch machen. Doch genau das ist bislang nicht geschehen. Begründung von Bausenator Eugen Wagner: Hermes würde Hamburg sonst den Rücken kehren.

Hermes aber will das Gelände unter allen Umständen behalten. „Wir haben die zuständigen Stellen über die Verzögerung informiert“, so Stieghan. Das im Vertrag verankerte „Wiederkaufsrecht“ der Stadt sei damals routinemäßig vereinbart worden.

Das letzte Wort wird morgen die Kommission für Bodenordnung sprechen. Finanzbehördensprecherin Annette Verhein-Jarren: „Die Kommission wird prüfen, ob der neue Zeithorizont stichhaltig ist und ob man dieser Fristverlängerung zustimmt.“ Über die Frage eines möglichen Rückkaufs wollte sich die Sprecherin nicht äußern. „Das ist Sache der Komission.“

Für den Altonaer GALier Olaf Wuttke ist das Verhalten der Stadt „unglaublich“: Die „Spitze des Hamburger Staatsschiffes“ würde stets von Wirtschaftsförderung reden und den Mangel an erschlossenenen Gewerbeflächen beklagen. Im Fall Hermes aber sei der Senat offenbar bereit, „wertvolle Industriefläche für mindestens ein Jahrzehnt ungenutzt liegen zu lassen“. Daher wäre der Rückkauf „arbeitsmarktwirksame Standortpolitik“. Wuttke: „Es glaubt doch wohl niemand ernsthaft, daß deswegen der kühl rechnende Hermes-Vorstand dann sein 22geschossiges Hochhaus räumen und dem Lockruf Bayerns erliegen wird.“ K. v. Appen