■ Das Portrait
: Uschi Obermeier

Plötzlich lächelt sie wieder in den Magazinen, wie einst als Pin-up-Girl in den braungestrichenen WG-Buden der 70er, das Maskottchen der 68er und Symbol eines heißen Revolutions-Sex-Appeals. Fotomodell war sie, Exmitglied der Kommune 1, Gefährtin von Kommunarde Rainer Langhans. Uschi Obermeier, dieser Name gehört zu 68 wie Fritz Teufel und Rudi Dutschke oder Twiggy. Anfang der 70er kämpfte sie in der Waagerechten in den Reihen der Münchner Sexrevolutionäre. Uschi Obermeier ist durch vieles bekannt geworden, aber nur ein einziges Mal hat sie eine Hauptrolle in einem Spielfilm ergattern können, in Rudolf Thomes „Rote Sonne“. Der Film, der jetzt in den Kinos den Triumphzug antritt, der ihm 1970 verwehrt blieb, zeigt sie als Protagonistin in einer Schwabinger Frauen-WG, in der alle Männer, die von den Damen beschlafen wurden, nach spätestens fünf Tagen abgemurkst werden.

Feminismus, revolutionäre Gewalt und Liebe: der Film wurde als Sinnbild einer historischen Epoche zum deutschen Kinomythos. Obwohl sich die schöne Uschi in der Flower-power-Zeit vollknallt mit allem, was turnt, von Acid bis Heroin, überlebte sie diese Zeit ohne jeden Kratzer. Als die Altlinken Anfang der 70er als ausgelutscht galten, entdeckte die Presse sie als neue Attraktion. Uschi wurde zum Star. Sie stürzte sich ins Schönes Dummerchen?Foto: Archiv

schicke Leben und Lieben in der Jet-set-Szene und ließ an der Seite von Mick Jagger und Jimmy Hendrix ihr ohnehin mäßiges politisches Interesse völlig versiegen.

Später heiratete sie einen Draufgänger aus St. Pauli, Dieter Bockhorn. Abenteuerliche Reisen an seiner Seite führten sie nach Kaschmir, Afghanistan und quer durch den amerikanischen Kontinent. Aber das gemeinsame wilde Leben endete nach Drogeneskapaden 1983: Dieter Bockhorn verunglückte in Mexiko tödlich bei einem Motorradunfall. Uschi ließ sich für deutsche Magazine schwarz gewandet in einem Wohnbus in Kalifornien ablichten und malte Portraits, das Stück für 3.000 Dollar. In deutschen Talk-Shows erzählte sie publikumswirksam von damals.

Mittlerweile hat es die heute 48jährige bis zur Schmuck-Designerin in Los Angeles gebracht. Bald wird sie vielleicht wieder in deutschen Talk-Shows zu bewundern sein. Aber dort, sagte sie mal, halte man sie ja doch nur für das „allweil schöne Uschi- Dummerchen mit dem schönen Uschi-Schmollmund“. Anja Kaatz