Kinderbeauftragter soll kindgerecht wirken

■ Aktionsbündnis für Kinderrechte

Bonn (epd) – Die Einsetzung eines Kinderbeauftragten auf Bundesebene, der sich für die Interessen von Kindern einsetzt, forderten gestern vier Organisationen in Bonn, die sich zu einem „Aktionsbündnis Kinderrechte“ zusammengeschlossen haben. Ein Bundesbeauftragter für Kinder könne ein erster Schritt sein, um eine stärkere Beachtung und die Durchsetzung und Überwachung von Kinderrechten durchzusetzen, erklärten Unicef, Terre des Hommes, der Deutsche Kinderschutzbund und das Deutsche Kinderhilfswerk. Den PolitikerInnen hielten sie vor, Kinder bisher weitgehend zu vernachlässigen.

Für den Kinderschutzbund beklagte dessen Präsident Heinz Hilgers, in Deutschland bedeuteten Kinder für Familien vielfach den sozialen Abstieg. Jedes siebte Kind unter 18 Jahren lebe in Armut. Initiativen der Bundesregierung zur Armutsbekämpfung gebe es nicht. Als alarmierend wertete er auch die Gewalt, der Kinder in Deutschland ausgesetzt seien. Rund eine Million Kinder würden von ihren Eltern geschlagen, weitere 90.000 sexuell mißbraucht.

Unter der Devise „Abrüstung zugunsten der Kinder“ regte Wilhelm Schmidt vom Deutschen Kinderhilfswerk an, die Stelle des Kinderbeauftragten durch Einsparungen beim Wehrbeauftragten des Bundestages zu finanzieren. Der neue Bundesbeauftragte dürfe keine Alibifunktion haben, sondern benötige wirksame Kompetenzen, um als Interessenvertreter für Kinder wirken zu können.

Vorrang für den Kinderschutz im Ausländer- und Asylrecht befürwortete Jochen Menzel von Terre des Hommes. Die gegenwärtige Behandlung von minderjährigen Flüchtlingen, die ohne Begleitung Erwachsener sind, verstoße gegen die UN-Kinderkonvention. Zusammen mit den Ausländerbeauftragten solle ein Kinderbeauftragter dafür sorgen, daß junge Flüchtlinge kindergerecht aufgenommen würden, ohne sie ins Asylverfahren zu drängen.

Außerdem müsse der Kinderbeauftragte angesichts von weltweit 35.000 Kindern, die täglich wegen Armut und mangelnder Gesundheitsversorgung sterben, auf eine „kinderfreundlichere Entwicklungspolitik“ drängen, sagte Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlich.