Kein Aufatmen für die Kurden

■ Aufstand politischer Gefangener in Diyarbakir / Prozeß gegen Ex-Parlamentarier geht weiter / Militäroffensive

Ankara/Berlin (AP/dpa/taz) – Bei einem Aufstand politischer Gefangener in einem Sondergefängnis der südosttürkischen Provinzhauptstadt Diyarbakir sind nach offiziellen Angaben ein Häftling getötet und 45 verletzt worden, als die Polizei das Gefängnis stürmte, in dem überwiegend Kurden festgehalten werden. Laut Medico International starben vier Häftlinge.

In Ankara wird heute der Prozeß gegen sechs ehemalige Parlamentsabgeordnete der prokurdischen Demokratie-Partei (DEP) fortgesetzt, der vor einem Monat unterbrochen worden war. Den Parlamentariern der mittlerweile verbotenen Partei wird „Separatismus“ vorgeworfen – eine Standardanklage gegen kurdische Aktivisten. Bei einem Schuldspruch droht ihnen die Todesstrafe. Die Angeklagten dürfen allerdings bei den Nachwahlen zum Parlament am 4. Dezember wieder kandidieren – diesmal für die HADEP, die Nachfolgepartei der verbotenen DEP. Jedoch hat der Vorsitzende der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), Abdullah Özalan, kürzlich erklärt, er werde HADEP nicht unterstützen, was deren Teilnahme fraglich macht.

Der Krieg der türkischen Armee gegen die Kurden geht unterdessen unvermindert weiter. In Tunceli in Türkisch-Kurdistan hätten die Soldaten 13 Dörfer niedergebrannt, sagte der sozialdemokratische Abgeordnete Sinan Yerlikaya im türkischen Parlament. Nach Angaben von Medico International sind türkische Soldaten etwa 20 Kilometer weit auf irakisches Territorium vorgedrungen und haben 15 Dörfer besetzt. pkt