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: Augen zu und durch

„Rosa Roth“ mit Iris Berben, Samstag, 20.15 Uhr, ZDF

Für den fachgerechten Umgang mit der „Walter PPK“ habe sie lange üben müssen, gibt Iris Berben unumwunden zu. „Vor lauter Schreck, daß das Ding losgehen könnte, habe ich zuerst immer wieder die Augen zugekniffen.“ Die dreijährige Vorbereitung auf die Rolle der Rosa Roth („Der Name stammt von mir. Eine Erinnerung an Rosa Luxemburg, die in Berlin von Rechtsextremisten ermordet wurde“) hat sich also durchaus gelohnt. Mit offenen Augen zielte Rosa Roth am Samstag auf Killer Udo Kier, knallhart sagte die heißblütige Iris ihre klassichen Bullen-Sätze auf: „Ich will Namen hören!“ oder „Den krieg' ich! Und wenn es das letzte ist, was ich in diesem Laden tue“, und nach dem Showdown schließlich: „Nehmt ihn fest.“

Ja, gute zwanzig Jahre nach dem Beginn der neuen Frauenbewegung sind die Kommissarinnen endlich im Kommen: Vorbei die Zeit, da Karin Anselm sich an einem „Tatort“-Drehbuch abarbeiten mußte, das sie nötigte, während einer Fahndungspause dem Mörder auch noch in mütterlicher Fürsorge einen Knopf anzunähen. Nach der feschen Ulrike Folkerts („Tatort“) und der eleganten Hannelore Elsner („Die Kommissarin“), nach Hannelore Hoger („Bella Block“) und dem „Doppelten Einsatz“ von Eva Scheurer und Despin Pajanou, ist der Weg nun frei für die zierliche Iris Berben, deren filigrane Schultern das schwere Pistolenhalfter kaum tragen wollen.

Weil Frau Berben sich eine Heldin wünschte, die (Walter PPK!) nicht nur „einfach so in der Gegend rumballert“, sondern „auch Gefühle zeigen darf“, hat ihr Felix Huby mit sicherer Hand einen rührseligen Plot auf den zarten Leib geschrieben: V-Mann Rolf, im wahren Leben Rosas Geliebter, ermittelt under cover in der russischen Waffenschiebermafia und wird prompt nach einer geheimen Liebesnacht vor Rosas entsetzten Augen liquidiert. Der tragische Fall landet natürlich beim wie stets unfähigen LKA und wäre dort noch heute ungelöst, würde sich die trauernde Witwe nicht selbst auf die Suche nach den bösen Buben machen.

Und so darf Iris Berben nicht nur (aber auch) formschön weinen und mit betroffen weiblichem Gespür („eine Mischung aus Indizien und Instinkt“) recherchieren, sondern doch noch knallhart rumballern. Rosa Luxemburg ist also nicht umsonst gestorben. Klaudia Brunst