„Das ist technisch nichts Besonderes“

■ Für den Tunnelbau muß unter Wasser betoniert und die Spree umgeleitet werden

Fritz Vollrath, Geschäftsführer der Projektgesellschaft für Verkehrsanlagen im Zentralen Bereich Berlin, leitet die Bauarbeiten.

taz: Mit Ihren Tunneln beschreiten Sie Neuland – das Betonieren unter dem Grundwasserspiegel wurde in dieser Größenordnung noch nicht angewandt.

Fritz Vollrath: Grundsätzlich ist es zwar erprobt, doch mit derartigen Ausmaßen und in so kurzer Zeit wurde es noch nicht gemacht.

Wie baut man einen Tunnel unter Wasser?

Die eigentlichen Tunnel werden erst gebaut, wenn die Baugrube dicht ist. Dazu werden seitlich Wände niedergebracht, die bis zu 40 Meter in die Tiefe reichen. Nach dem Aushub des Erdreichs steht das Grundwasser drei bis vier Meter unter dem oberen Rand der offenen Grube. Wir haben dann eine Art See. Danach leiten die Baufirmen durch Rohre Spezialbeton auf die Sohle, wo er sich langsam ausbreitet und erhärtet. Schließlich wird aus der so entstandenen Wanne das Wasser abgepumpt.

Blind betonieren?

Ja, die meisten Arbeiten werden von oben erledigt, unten im Wasser kann man nichts sehen.

Können Sie garantieren, daß die 22.000 Quadratmeter große Betonplatte, auf der der Zentralbahnhof stehen soll, stabil ist?

Während des Betonierens müssen ab und zu Taucher mit Scheinwerfern ins Wasser und kontrollieren, wie es geworden ist. Wenn die Sohle richtig verankert ist, wird sie auch tragen.

Können Sie verhindern, daß die Wanne vom Grundwasser hochgehoben wird wie der Schürmannbau in Bonn?

Man kann die Sohle der Baugrube nach unten verankern, indem man Stahlpflöcke in den Boden treibt, die sie festhalten. Das ist reine Routine.

Außerdem werden Sie die Spree umleiten.

Das Spreebett wird trockenliegen, so daß man dort, wo heute die Spree fließt, den Tunnel bauen kann. Anschließend wird die Spree wieder auf den Tunnel verlegt, und dann bauen wir den Tunnel nördlich davon. Es ist natürlich ein Riesenaufwand, Flüsse umzuleiten, aber technisch nichts Besonderes.

Trotz des komplizierten Bauverfahrens mit all seinen Unwägbarkeiten werden die Tunnel im Regierungsviertel bis Ende 1998 geschlossen sein?

So ist die Vorgabe vom Bundesverkehrsministerium, die wir einzuhalten haben. Das wird auch klappen. Interview: Hannes Koch