■ Mit Weihnachtsbäumen auf du und du
: Der Bio-Baum

Kopenhagen (taz) – Leise wie der Schnee rieseln jährlich über 100 Tonnen Pflanzenschutzmittel auf die 400 Quadratkilometer großen Tannenbaumplantagen in Dänemark. Die Bäume sollen ganz schnell, ganz gerade, ganz gleichmäßig auf immer demselben Boden wachsen, ohne daß ein anderes Pflänzchen die Abholzmaschinen blockiert. Eine solche Vergewaltigung der Natur funktioniert nur mit massivem Chemieeinsatz. Doch für umweltbewußte Weihnachtsfrauen und -männer naht Hilfe: die Umwelttanne.

Sie ist zwar auch ein Plantagengewächs aus Monokultur, aber immerhin aus eigener Kraft in einem Öko-Forst gewachsen, wo in den letzten 50 Jahren kein Gramm Dünger oder Unkrautgift verwendet wurde.

Statt dessen habe man hier auf Schafe gesetzt, erzählt Anne Sofie Forfang von der Umweltschutzgruppe Nepenthes, die die ersten Öko-Weihnachtsbäume auf den Markt bringt: „Schafe können besser als Umweltgifte zwischen schmackhaftem Unkraut und ungenießbaren Tannen unterscheiden.“ Und sie hätten darüber hinaus auch noch leckeren Schafskäse produziert, so Anne Sofie Forfang.

Etwas teurer kommt einen das reine Gewissen natürlich schon. Das umweltfreundliche Grün kostet zehn Prozent mehr. Dafür erhält man aber auch einen ästhetisch perfekten Baum – die Öko-Tanne ist gerade und gleichmäßig gewachsen, was sie auch für den deutschen Exportmarkt interessant macht. „Denn die Deutschen“, so Asger Olsen, Weihnachtsbaumexperte beim dänischen Waldbesitzerverband, „schauen erst im zweiter Linie auf den Preis.“ Und weil gerade die deutschen NachbarInnen bei der Wahl ihrer Konsumgüter mehr und mehr ökologisch dächten, gibt er der Umwelttanne eine Chance auf dem deutschen Weihnachtsmarkt.

Gerade 2.500 Öko-Tannen kommen dieses Jahr aus dem dänischen Öko-Forst. Doch in den nächsten Jahren dürften es insgesamt mehr werden, wie die Umweltschützer von Nepenthes vermuten. Denn die dänische Regierung bereitet hohe Abgaben für Dünger und Unkrautvernichtungsmittel vor. Dann könnten Schafe in den grünen Plantagen bald wesentlich billiger sein als die chemischen Keulen. Reinhard Wolff