Kasernenalltag

■ betr.: „Bundeswehr: Verqueres Frauenbild“, taz vom 7.12.94

Es ist notwendig, das bei der Bundeswehr tabuisierte Thema Gewalt und Sexismus öffentlich zu bearbeiten.

[...] Im Kasernenalltag werden nicht Einfühlsamkeit, Sensibilität und sanfte Umgangsformen erwartet, sondern das Gegenteil davon. Männliche Tugenden wie Härte, Unerschrockenheit und Gefühlskälte sind für die systematische Vorbereitung auf das Töten von Menschen und zur Kriegsführung erforderlich. Erobert werden nicht nur die feindlichen Gebiete, sondern auch die Frauen mit der „Braut des Soldaten“, dem Gewehr. Massenvergewaltigungen finden in allen Kriegen statt. Sie haben weder mit der männlichen Natur noch mit Sexualität etwas zu tun. Vielmehr sind sie ein extremer Gewaltakt, der sich sexueller Mittel bedient. Die Voraussetzungen dafür werden in Kasernen in Nichtkriegszeiten angelegt.

Die CSU-Landrätin Frau Pauli hat den richtigen Schluß gezogen und erkannt, daß es Sache der Frauen und des Frauenministeriums ist, sich gegen Institutionen zu wehren, die Männer zu Gewalttätern gegen Frauen deformieren. Siglinde Neher, Flensburg