Skinhead bei Schlägerei getötet

■ In Riesa bei Dresden ersticht ein Jugendlicher einen Rechtsradikalen / LKA: Es war Notwehr

Berlin (taz) – Tod eines Skinheads. Ein 17jähriger Jugendlicher hat am Samstag in Riesa (Sachsen) einen Gleichaltrigen erstochen. Offenbar in Notwehr. Wie das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen gestern mitteilte, war es zu dem Todesfall bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen rechten Jugendlichen und einem jungen Paar gekommen. Dabei wurden der 17jährige und zwei weitere Skins schwer verletzt. Sechs Tatverdächtige wurden festgenommen und gestern nachmittag dem Haftrichter vorgeführt.

Etwa zehn Skinheads seien nach LKA- Angaben am Samstag morgen gegen 4.30 Uhr in die Gaststätte „Grillbar“ in Riesa gekommen und hätten sofort damit begonnen, den 17jährigen und seine 18jährige Freundin mit Worten wie „Du linke Zecke“ zu provozieren. Das Pärchen verließ daraufhin das Lokal. Vor der Tür war der junge Mann jedoch von einem Skin abgefangen und mehrfach geschlagen worden. Dem Pärchen gelang es zunächst, in ein Auto zu flüchten. Die Verfolger schlugen daraufhin dessen Scheiben ein und zerrten den 17jährigen aus dem Wagen. Offenbar in Todesangst, so das LKA, habe dieser daraufhin einem der Angreifer ein Messer in die Brust gestoßen. Der Verletzte starb am Tatort. Das LKA schaltete sich mit der Sonderkommission Rechtsextremismus in die Ermittlungen ein.

Als der erste Einsatzwagen der Polizei, informiert von der Besitzerin der „Grillbar“, am Tatort eintraf, kam ihm die Freundin des Angegriffenen, die eine Kopfverletzung erlitten hatte, entgegen. „Die bringen ihn um!“ rief sie. Nach Auskunft des Riesaer Polizeihauptkommissars Michael Enger hatte sich der 17jährige inzwischen zurück in die „Grillbar“ geflüchtet. Von den Skins war er mit Tritten und Schlägen so schwer verletzt worden, daß er später mit Knochenbrüchen und erheblichen Prellungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Zwei rechtsradikale Angreifer liegen derzeit ebenfalls mit Stichverletzungen im Hospital. Sechs weitere Angreifer wurden ambulant behandelt und anschließend vorläufig festgenommen. „Am Tatort wollten wir die Herren vor allem beruhigen“, sagte Kommissar Enger gestern. Die Skins hätten den 17jährigen am liebsten gelyncht.

Als Treff rechter Jugendlicher ist die Gaststätte „Grillbar“ der Riesaer Polizei bekannt. Und auch die an der Gewalttat beteiligten Skinheads aus der Gegend von Riesa waren den Beamten keine Unbekannten. „Auf deutsch gesagt, man kennt doch seine Pappenheimer“, sagte Kommissar Enger. Zu einer solchen Gewalttat wie am Samstag sei es bisher jedoch noch nicht gekommen. Aufgefallen seien die ortsbekannten Skins bisher in erster Linie durch rechtsradikale Parolen. Im Offenen Jugendheim von Riesa, das jungen Leuten aus allen politischen Spektren offenstehe, habe es auch schon mal eine blutige Nase bei Streitigkeiten gegeben. Und einige der jetzt festgenommenen Skins sollen im vergangenen Jahr an einem Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Zeithain bei Riesa beteiligt gewesen sein. „Aber es ist bei uns nie so eskaliert, daß einer getötet wurde.“ Karin Flothmann

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