Randale in Teheran

■ Ausschreitungen nach Fußballspiel / Spekulationen über politische Motive

Berlin (taz) – Zu schweren Ausschreitungen mit möglicherweise zahlreichen Toten und Verletzten ist es am Freitag in Teheran während eines Fußballspiels gekommen. Die genaue Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt. Das Sekretariat des „Nationalen Widerstandsrates Iran“ berichtete von „Hunderten von Toten und Verletzten“. Ob die Krawalle im Azadi-Stadion, das zu dem Zeitpunkt mit 120.000 Zuschauern ausverkauft war, einen politischen Hintergrund haben, ist unklar.

Nach Angaben der Widerstandsgruppe hätten mehrere tausend Menschen während des Spiels gegen die Regierung demonstriert. Daraufhin hätten die Behörden eine große Zahl von „Revolutionswächtern“ eingesetzt. In der Stadt soll es anschließend bis Mitternacht Straßenschlachten zwischen Oppositionellen und „Revolutionswächtern“ gegeben haben.

Nach taz-Informationen aus Teheran begannen die Krawalle dagegen auf dem Spielfeld, als es zu einer Prügelei zwischen Spielern der beiden Mannschaften „Esteghlal“ und „Persepolis“ kam. Daraufhin stürmten Tausende Anhänger der beiden Teams den Rasen und lieferten sich dort und auf den Rängen eine Massenschlägerei. Das Stadion wurde schwer beschädigt und zum Teil in Brand gesetzt. Dabei wurden Parolen gegen die Regierung gerufen.

Iranischen Zeitungen stellten den Zwischenfall als Krawall ohne politischen Hintergrund dar. Das Teheraner Blatt Hamshahri spekulierte über eine „Verschwörung“ und stellte die Frage, ob die Fans nicht von einer politischen Gruppe bewußt aufgehetzt worden sein müßten. Neutrale Beobachter in Teheran werteten die Vorfälle zwar nicht als gezielte Demonstration gegen die Regierung, sahen in ihnen aber ein Anzeichen für einen wachsenden allgemeinen Unmut innerhalb der iranischen Bevölkerung. Navid Kermani