Frau Schwarzers „Unrecht“

■ Interview mit dem Kölner Regierungspräsidenten F.J. Antwerpes

taz: Ihre Mitarbeiter und Vertreter der Stadt Köln haben sich kürzlich den Bayenturm angesehen.

Antwerpes: Es gab Presseberichte, daß der FrauenMediaTurm teilweise von der Redaktion der Emma benutzt würde. Es ist mit dem Förderzweck nicht zu vereinbaren, daß sich eine Redaktion in kommerzieller Weise dieses Turms bemächtigt. Dafür sind öffentliche Mittel nicht da.

War Ihr Besuch angekündigt?

Wir haben gesagt, daß diese Begehung stattfindet und sind dahin gegangen. Wir wurden erwartet. Aber es haben sich keine konkreten Hinweise ergeben, daß die Emma-Redaktion im Turm arbeitet.

Was wären konkrete Hinweise?

Zum Beispiel, daß die PCs, die im Turm stehen, mit der Emma- Redaktion in Verbindung stehen. Oder andere Anhaltspunkte, die darauf hindeuten, daß es sich um eine Redaktion handelt.

Wie will man denn durch bloßes Hingucken feststellen, wofür ein Computer genutzt wird?

Das ist eben sehr schwer festzustellen. Da müßte man einen Oberschnüffler hinschicken.

Die meisten PCs stehen in dem Stockwerk, in dem der Förderverein untergebracht ist.

Trotzdem ist es schwer nachzuweisen, daß der Förderverein eigentlich für die Emma-Redaktion arbeitet.

Der Förderverein darf also die Räume der Stiftung nutzen?

Das Archiv kann Unterverträge schließen, wenn diese dem gleichen Zweck dienen.

Heißt das, Sie haben kein Problem mehr mit dem Bayenturm?

Das Problem liegt woanders: Ob man nun untrüglichbe Beweise dafür hat, daß die Emma-Redaktion im Archiv arbeitet oder nicht – Frau Schwarzer hat sich bereits ins Unrecht gesetzt, als sie einer Journalistin Hausverbot erteilte. Es ist sehr die Frage, ob sie überhaupt Hausrecht hat und nicht die Stadt Köln. Außerdem ist fraglich, ob es tolerabel ist, daß die Anmeldezeiten für das Archiv zwei bis drei Wochen dauern.

Was wollen Sie unternehmen?

Es kommt nicht so sehr darauf an, was tatsächlich in dem Turm passiert, sondern auf den Eindruck in der Öffentlichkeit. Es geht um den bösen Schein. Der Verdacht ist ja deshalb aufgekommen, weil Frau Schwarzer nicht nur Leiterin des Archivs ist, sondern auch Emma-Chefin. Sie mag in dieser Eigenschaft nichts zu tun haben mit dem FrauenMediaTurm. Doch der Verdacht, daß da etwas verquickt wird, liegt nahe. Die Emma-Redaktion ist ja unlängst in unmittelbare Nähe des Turms gezogen und hat sich stark verkleinert. Da ist die Frage natürlich, ob die Redaktion in dem angemieteten Ladenlokal überhaupt arbeiten kann.

Fazit?

Aufgrund der mir bekannten Fakten kann ich nur sagen: Frau Schwarzer muß damit leben, daß bei einer solchen Nähe der Redaktion öffentlich der Verdacht geäußert wird, da hinge etwas zusammen. Wenn sie diesen Verdacht zerstreuen kann, um so besser. Aber sie wird sich nicht durch Hausverbote oder ähnliches verteidigen können, sondern nur durch Fakten. Interview: Bascha Mika