Sanssouci
: Vorschlag

■ Konzert des Monats: Paul Motian, Bill Frisell und Joe Lovano

Drei Fragen an einen Trioisten im 14. Jahr: Was halten Sie davon, wenn man Sie als den besten zeitgenössischen Saxophonisten New Yorks bezeichnet? „Ich glaube, daß unser Zusammenspiel sehr modern ist und in die Zukunft weist. Das irritiert zwangsläufig einige, die mit so etwas nicht mehr gerechnet haben. Wir befassen uns mit den Sounds und Rhythmen der Gegenwart. In New York passiert musikalisch so viel, und es gibt eine Menge guter Saxophonisten. Die Kommunikation und die Community der Jazzmusiker, in der man von den Erfahrungen der anderen lernt und sich inspirieren läßt – das macht unsere Musik so besonders. Ich glaube, daß es einen besten Tenorsaxophonisten New Yorks nie gegeben hat. John Coltrane spielte zwei Blöcke von Johnny Griffin entfernt. Hank Mobley jammte gegenüber und Clifford Jordan um die Ecke. Das waren die sechziger Jahre. Heute gibt es Steve Coleman, Craig Handy, Gary Thomas, Joshua Redman und mich. Es gibt sehr viele gute individuelle Instrumentalisten, aber nur eine Handvoll interessanter Ensembles, die eine gemeinsame Geschichte und Entwicklung haben.“ Sie nennen Ihre Musik modern, was meinen Sie damit? „Dizzy Gillespie war für mich der modernste überhaupt. Er hat unzählige junge Trompeter so klingen lassen, als wären sie alt. Modern heißt nicht jung. Modern sein heißt, ein Konzept zu haben und eine Art des Spielens zu entwickeln, die frei ist. Frei – weil man über ein tiefes Konzept von Melodie, Harmonie und Rhythmus verfügt, das einem erlaubt, kreativ zu sein. Keine Grenzen! Wer improvisieren will, muß tief graben. Und vielerlei Erfahrungen machen. Wer nur eine Platte kennt und ein Leben lang wie diese klingt, hat eine Menge versäumt.“ Beeinflußt das Image eines Musikers seine Performance? „Das Feeling spielt immer eine große Rolle für uns. Vielleicht fühlt sich einer besser, wenn er einen verrückten Anzug trägt. Ich weiß, daß Paul Motian stets seine Sonnenbrille und seine Hüte wechselt. Und es mag sein, daß das sein Spiel irgendwie beeinflußt und ihn inspiriert. Thelonious Monk soll sehr abergläubig gewesen sein und ständig seine Hüte gewechselt haben. Das sind halt diese Noten, die nicht auf dem Papier stehen.“

Joe Lovano antwortete Christian Broecking

Heute, 22 Uhr, Quasimodo, Kantstraße 12a, Charlottenburg.