■ Zum historischen ersten Vierergipfel in Kairo
: Nur konkrete Taten können die Nahostpolitik retten

Viel Wind um wenig. Das ist wohl die beste Umschreibung des groß angekündigten Vierergipfels in Kairo. Zieht man die Symbolik des „historischen ersten Gipfels“ zwischen Israel, Ägypten, Jordanien und der PLO ab, dann bleibt vorerst nicht viel übrig. Geeinigt hat man sich darüber, daß man wieder miteinander redet. Bleibt abzuwarten, ob in den jetzt neu angesetzten Treffen mehr die Rede von Konkretem ist.

Die Stimmung ist allerorten am Nullpunkt angelangt. Der Gipfel sollte rettenden Optimismus verbreiten. Das Problem: Nur konkrete Taten vor allem von israelischer Seite können den Prozeß jetzt noch retten. Die wiederum sind innenpolitisch von der Regierung Rabin angesichts der blutigen Anschläge derzeit kaum durchzusetzen. Das mindeste wäre gewesen, ein Einfrieren der derzeitigen Siedlungsaktivitäten zu verkünden. Ein Schritt, für den Israel immerhin einst schon zehn Milliarden Dollar US-Kredite kassiert hat. Doch darum ist es inzwischen still geworden. Wenige Tage vor dem Gipfel wurden in Israel Pläne verkündet, laut denen Tausende neuer Wohnungen rund um Jerusalem auf arabischem Gebiet errichtet werden sollen.

Da nützen alle publikumswirksamen Verurteilungen von Terrorakten nichts. Solange Arafat von Gipfeln wie diesem mit leeren Händen nach Hause fährt, werden seine militanten Opponenten populärer. Ohnehin – munkelt man in Kairo – kam der jetzige Gipfel nur auf massiven amerikanischen Druck hin zustande. Erst vor wenigen Wochen wurde bei einem anderen Gipfel im ägyptischen Alexandria zwischen Ägypten, Syrien und Saudi-Arabien eine harschere Verhandlungslinie gegenüber Israel festgelegt. Vor allem die syrische Position sollte gestärkt werden. Das, so kann man sich denken, war nicht gerade nach israelisch- amerikanischem Geschmack.

Also mußte schnell etwas geschehen. Als „Koalition des Friedens“ bezeichnete Perez die Teilnehmer am jetzigen Gipfel in Kairo. Ein Ausdruck, der wohlweislich von keinem seiner arabischen „Koalitionspartner“ benutzt wurde. Zu offensichtlich ist der erneute Versuch, zwischen „guten“ und „bösen“ Arabern eine Trennungslinie zu ziehen. Oder wie würde Perez die Koalition von Alexandria nennen?

Einer der Gewinner beider Gipfel ist Ägypten. Bei beiden Treffen war der ägyptische Präsident Hosni Mubarak mit von der Partie. Damit empfiehlt sich Kairo erneut als Vermittler zwischen den Fronten. In Kairo hatte sich in den letzten Monaten Frust breitgemacht, nachdem allerorten um Ägypten herum verhandelt wurde. So geht das alte Spiel des Sich-in-Szene-setzens, das Spiel von Gipfeln und Gegengipfeln, weiter. Bleibt nur noch die Frage, wie lange es für die Ägypter überhaupt noch etwas zu vermitteln gibt? Karim El-Gawhary, Kairo