„Unfähige Afrikaner“

■ Japanischer WHO-Chef entgleist

Genf (taz) – Auf große Empörung bei den MitarbeiterInnen der Weltgesundheitsorganistion (WHO) sind Äußerungen von WHO-Generaldirektor Hiroshi Nakajima über „Probleme beim Transfer afrikanischen Personals“ in die Genfer Zentrale gestoßen. Laut einer der taz vorliegenden Protokollmitschrift hatte Nakajima bei einem Treffen mit Vertretern Tansanias, Zaires und Swazilands Ende Januar erklärt, MitarbeiterInnen aus Afrika seien „leider unfähig, sich der westlichen Kultur anzupassen“. Sie ständen unter „zusätzlichem Druck ihrer Familie“ hätten „Sprachprobleme“ und „mangelnde Fähigkeiten beim Schreiben und Redigieren von Dokumenten“. Der Personalrat bezeichnete diese Äußerungen als „falsch und ungerechtfertigt“ und warf dem WHO-Generaldirektor einen Verstoß gegen die WHO-Statuten vor. Darin wird die Beurteilung von MitarbeiterInnern unter Hinweis auf ihre Herkunft, Rasse, religiöse oder ethnische Zugehörigkeit untersagt. Die jüngste Entgleisung des äußerst umstrittenen Generaldirektors stößt in Genf auf Erstaunen. Sowohl vor seiner ersten Wahl 1988 als auch vor seiner Wiederwahl 1992 hatten Nakajima und die japanische Regierung die Vertreter afrikanischer Staaten in dem 31köpfigen Gremium intensiv und mit Mitteln der Bestechung umworben. Seine äußerst knappe Wiederwahl mit 18 zu 15 Stimmen verdankt der damals von allen westlichen Staaten abgelehnte Nakajima den Ländern Afrikas. Viele MitarbeiterInnen werfen dem WHO-Chef „autokratischen“ Führungsstil und „Willkür“ bei der Entlassung und Einstellung von Personal vor. Der Anteil von Personalbeschwerden gegen diese Praktiken ist in den letzten drei Jahren von 45 auf 70 Prozent gestiegen. Andreas Zumach