Die Bremer Ampelkoalition flackert

■ FDP-Chef Richter fordert Rücktritt des grünen Umweltsenators Fücks / Was für die einen ein ideales Gewerbegebiet wäre, ist für die anderen Vogelschutzgebiet

Bremen (taz) – Ein gutes halbes Jahr vor den nächsten Bürgerschaftswahlen ist das aus SPD, FDP und Bündnisgrünen bestehende Bremer Regierungstrio in schwere politische Turbulenzen geraten. Der Konflikt verläuft zwischen FDP und Grünen, das Thema lautet: Gewerbeflächen contra Vogelschutz. Gestern forderte der FDP-Landesvorsitzende den Rücktritt des grünen Bremer Umweltsenators Ralf Fücks.

Im Frühjahr letzten Jahres hatte das Fücks-Ressort 6.500 Hektar Land bei der EU als Vogelschutzgebiet angemeldet. Darunter das Hemelinger Marsch, eine Grünfläche nahe dem Autobahnknoten Bremer Kreuz. In den Augen der FDP ist der schmale Streifen ideal für Gewerbeansiedlungen. Die Grünen setzten dagegen auf einen Schwenk in der Ansiedlungspolitik hin zu Gewerbebranchenrecycling und verdichteterer Ansiedlung auf bereits genutzten Flächen. Über Monate tobte der politische Kleinkrieg, am Ende stand ein grünes Veto.

Als nun bekannt wurde, daß Fücks' damaliger Stellvertreter Uwe Lahl hinter dem Rücken seines Senators einen Teil des umstrittenen Gebietes bei der EU unter Vogelschutzantrag gestellt hatte, kochte die liberale Seele noch einmal über, und die CDU kündigte einen Mißtrauensantrag gegen Fücks an.

Bis gestern war die einzige liberale Forderung, daß die umstrittene Anmeldung schleunigst zurückgenommen werden müsse. Das hatte auch Bürgermeister Klaus Wedemeier gefordert. Dem ist gestern Fücks nachgekommen: Die Anmeldungen bei der EU werden storniert. Nach einer Woche Diskussion packte FDP-Landeschef Manfred Richter den großen politischen Knüpel aus: Wegen der Eigenmächtigkeit seines Ressorts solle Fücks zurücktreten. Morgen wollen sich FDP-Landesvorstand und Fraktion mit der Forderung befassen. Sollte die Fraktion ihrem Parteivorsitzenden folgen, könnte das das Ende der Ampel bedeuten. Jochen Grabler