Gefälschte Flugblätter kursieren

■ taz-Autoren, engagierte Politiker und Anwälte stehen als Unterzeichner unter einem Flugblatt „Türken sind Nazis“

„Türken sind Nazis“, verkündet ein offenbar in rechtsradikalen Kreisen hergestelltes Flugblatt mit gefälschten Unterschriften. Besonders perfide: Als Unterzeichner einer „Berliner Initiative Türken sind Nazis“ werden dort neben eine ganzen Reihe von taz-Autoren und anderen Journalisten auch Anwälte, Politiker, Hochschullehrer und weitere Persönlichkeiten aufgeführt, die sich in der Ausländerpolitik engagieren.

Die Palette reicht vom SPD- Abgeordneten Eckhardt Barthel über Tamara Hentschel vom Verein „Reistrommel“ bis zur feministischen Professorin Christine Thürmer-Rohr. Als „Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetzes“ wird der Historiker Wolfgang Wippermann angegeben.

Der oder die unbekannten Verfasser verschicken das ausländerfeindliche Pamphlet derzeit gezielt an türkische und andere Adressen. Die Türkische Gemeinde, der Türkische Frauenverein und auch die Jüdische Gemeinde erhielten jeweils ein Flugblatt in einem Umschlag, auf dem jedesmal ein anderer taz-Redakteur als Absender angegeben wurde.

Das Machwerk versucht dabei mit Versatzstücken linker Ideologie zu hantieren („Türken begehen Genozid an den Kurden: wie die Nazis an den Juden“ oder „Türken degradieren ihre Frauen zu Gebärmaschinen für die Erringung der Weltherrschaft: wie die Nazis mit ihrem Mutterkult die deutschen Frauen“). Dennoch merkten die Empfänger des rassistischen Schreibens zum Glück schnell, daß sie eine Fälschung in den Händen hielten, und informierten die taz.

Strafanzeige gestellt

Die taz-Autoren und weitere angebliche Unterzeichner haben inzwischen Strafanzeige gestellt. Allerdings ohne übergroße Hoffnung: Schon im Februar 1992 ermittelte die Polizei ohne Ergebnis, als ein im gleichen Duktus und wahrscheinlich vom gleichen Autor verfaßtes türkenfeindliches Schreiben eines „Deutschen Volksbündnisses gegen Überfremdung“ kursierte. Damals wurde der Hochschullehrer Hajo Funke als „Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetzes“ angegeben. usche