■ Tacheles gesichert
: Ende gut, alles gut?

Lange genug hat es gedauert. Nun ist das erste Grundstück auf dem Tacheles-Gelände verkauft, und die Tacheles-Betreiber können aufatmen. Bis zuletzt freilich glich die Tacheles-Entscheidung einer Zitterpartie. Kann die OFD als Verkäufer einem zwar lukrativen, aber planerisch fragwürdigen Büroprojekt widerstehen? Sie konnte. Entspricht das Fundus-Angebot dem Verkehrswert? Zunächst nein, nach Nachverhandlung ja. Wird das alte Kleihues-Projekt von Skanska und ASSCA durch einen von Senatsbaudirektor Stimmann in letzter Minute ausgerufenen Wettbewerb erneut ins Rennen gebracht? Das wäre wohl doch zu durchsichtig gewesen.

Ende gut. Alles gut? Mehr als das, was ohnehin immer wieder, auch vom Senat, gefordert wurde, wurde nach vierjähriger Verzögerung allerdings nicht erreicht. Als Kunstraum ist das Tacheles nun langfristig gesichert. Was freilich aus der Kunst innerhalb dieses Raums wird, ist damit nicht entschieden. Wird es weiter ein Ort experimenteller Kultur von unten bleiben oder doch mehr ein Vorzeigeobjekt eines um Renommee bedachten Immobilienmagnaten? Off-Kultur und Hochfinanz – kann das gutgehen? Daß die sozialen Konflikte, durch die künstlerische Brille betrachtet, nicht immer im richtigen Blickfeld liegen, haben die Tacheles-Betreiber nicht zuletzt durch den Billig-Einsatz von Sozialhilfeempfängern auf ihrem Grundstück unter Beweis gestellt. Und auch an der Sogwirkung des Kiezes für Kunst- und Häuserhändler ist das Tacheles nicht ganz unschuldig. „Kunst-Kommerz-Kotz“ hieß es zu Recht auf einem Transparent, nachdem vor zwei Jahren anläßlich der Ausstellung „35 Räume in der Auguststraße“ die Schickeria ohne Rücksicht auf die Anwohner den Kiez für sich vereinnahmte. Wenn die Tacheles- Leute weiter Kultur von unten machen wollen, wird man sich auch den Konflikten mit oben stellen müssen. Uwe Rada