Cohn-Bendit gegen Schwarz-Grün mit Roth

■ Nein, sagt der bündnisgrüne Dezernent fürs Multikulturelle, Petra Roth von der CDU sei nett und müsse nett bekämpft werden, aber die Frankfurter CDU sei noch zu reaktionär

taz: Sie wollen Andreas von Schoeler im Urwahlkampf unterstützen und keinen eigenen bündnisgrünen Kandidaten präsentieren. Sie haben aber auch gesagt, daß die Bündnisgrünen nicht mit der SPD verheiratet seien. Wie paßt das – einen Tag nach dem Chaos im Römer, nach all den Demütigungen durch die SPD – zusammen?

Dany Cohn-Bendit: Wir müssen die rot-grüne Karte noch einmal ausspielen, wenn wir verhindern wollen, daß Petra Roth von den Christdemokraten Oberbürgermeisterin von Frankfurt wird. Wir setzen noch einmal auf das rot- grüne Feld: bis zu den Kommunalwahlen 1997.

Dann werden die Karten neu gemischt?

Im Kommunalwahlkampf geht es um die Meinungsführerschaft im Binnenverhältnis zwischen SPD und Bündnisgrünen. Es besteht eine echte Chance, daß – wenn wir keine gravierenden Fehler machen – die Grünen dann mehr Stimmen bekommen werden als die SPD oder daß die Grünen mit der SPD gleichziehen.

Aber gerade eine Volkspartei, und genau das wollen die Grünen in Frankfurt doch offenbar werden, muß offen sein für Bündnisse mit allen demokratischen Parteien. Ich darf Sie noch einmal zitieren: „Wir sind nicht mit der SPD verheiratet.“

Ich habe immer gesagt, daß ich die Grünen für bündnisfähig halte, auch mit der CDU. Ich will, daß die Partei ernsthaft darüber nachdenkt, ob ein solches Bündnis etwa in Rheinland-Pfalz oder in Baden- Württemberg möglich ist. Die CDU in Frankfurt/Main hat allerdings bis zum heutigen Tag alle Inhalte grüner Politik in der Stadt nicht nur abgelehnt, sondern verächtlich, reaktionär niedergemacht. Frau Roth ist eine anständige Frau – die CDU in Frankfurt/ Main aber eine stockkonservative, reaktionäre Partei. Deshalb kann es kein Bündnis mit der CDU in Frankfurt geben, so wie sich die CDU heute präsentiert. Nur eine Niederlage von Petra Roth wird die CDU zwingen, eine moderne Stadtpartei zu werden.

Nur eine Niederlage von Andreas von Schoeler wird die SPD zwingen, eine moderne Stadtpartei zu werden.

Eine Niederlage von Andreas von Schoeler, und da bin ich mir ziemlich sicher, würde für SPD und CDU den Weg in die große Koalition freimachen. Schwarz-Grün würde sich in diesem Fall noch nicht rechnen, denn die Gemeinsamkeiten zwischen den Betonfraktionen von SPD und CDU sind noch größer. Sollte Frau Roth uns nach ihrer eventuellen Direktwahl tatsächlich ein Angebot unterbreiten wollen, müßte sie doch öffentlich erklären, daß ihr bisheriger massiver Widerstand gegen grüne Inhalte in der Stadtpolitik falsch gewesen sei. Das wird sie vor den Kommunalwahlen nicht wagen.

Frau Roth ist eine nette Frau – und sie muß nett bekämpft werden. Und wir warten noch immer auf das erste Signal, daß die CDU in Frankfurt sich von der reaktionären Politik von Kanther wegbewegt, hin zur Politik einer modernen Stadtpartei. Und wir werden, glaube ich, noch lange darauf warten müssen.