Ölschlamm gefährdet Trinkwasser in Sibirien

■ Pipeline bei Tulun im Bezirk Irkutsk gebrochen

Moskau (dpa) – Noch ist die Krusanka, ein Nebenfluß der Ija, zugefroren. Aber auf dem Eis liegt eine zwei Kilometer lange Schicht Ölschlamm. Nach Angaben der Nachrichtenagentur ITAR-TASS ist eine Pipeline westlich der Stadt Tulun im Bezirk Irkutsk gebrochen. Bis Freitag sollen etwa 3.500 Tonnen Öl ausgelaufen und mindestens 20.000 Quadratmeter Boden verschmutzt worden sein. Der Ölschlamm auf der Kursanka droht in die Ija und von dort in den Bratsker Stausee einzudringen. Das Ministerium für Katastrophenschutz hofft, daß die Eisdecke noch vor dem Einsetzen des Tauwetters gesäubert werden kann. Der gefährdete Stausee dient der Trinkwasserversorgung der Region.

Gefahr droht auch an der Bruchstelle der Pipeline. In unmittelbarer Nähe verläuft eine Eisenbahnlinie – Funkenschläge könnten verdampfendes Öl entzünden. Die Betreibergesellschaft schottete die Leitung auf einer Länge von 27 Kilometern ab und schaltete eine Ersatzleitung. Säuberungstrupps versuchen, das Loch abzudichten.

Seit vergangenem August war auch eine Erdölleitung bei Ussinsk mehrfach gebrochen, möglicherweise floßen 300.000 Tonnen Öl aus. Ausländische und russische Spezialisten sind noch dabei, das ökologisch sensible Gebiet zu säubern. Nach Angaben einer Parlamentskommission gelangen jährlich rund fünf Millionen Tonnen Öl und Gas wegen undichter veralteter Leitungen oder wegen Fahrlässigkeit in die Umwelt. Der Verluste summieren sich auf 21,8 Milliarden Mark. Damit könnte ungefähr das Haushaltsdefizit Rußlands in diesem Jahr gedeckt werden. nh