Kanzlerin Güloglu feiert Klima-Erfolg

■ Klimaschutz-Ziele nach mehr als fünfzig Jahren erreicht, Bremen und Hamburg bleiben jedoch unter Wasser / Demonstrationen des „Bundes für Stromfreiheit“ gegen „Energiespar-Tyrannei“

Berlin, 27. März 2048 (dpa/taz) – Mit einer Feierstunde im Bundestag wurde gestern das Erreichen der Klimaschutz-Ziele gewürdigt. Bundeskanzlerin Ayșe Güloglu zeigte sich erfreut, daß die Bundesrepublik heute achtzig Prozent weniger Energie verbraucht als im Jahr 1990. Sie erinnerte an die Anfänge der Klima-Diplomatie, „an eine mühsame Konferenz hier in Berlin, die vor gut fünfzig Jahren viel beschimpft wurde“. Doch heute zeige sich, daß sich der Prozeß gelohnt habe, sagte die Kanzlerin. Denn die globale Erwärmung habe sich nach dem Jahr 2025 dank der Energiesparpolitik der Industriestaaten nicht fortgesetzt.

Als feierliches Symbol hatte sie vor der Ansprache per Knopfdruck einen der letzten etwa tausend noch fahrenden Privat- PKWs in einer Recycling-Schrottpresse zermalmen lassen. Selbst die konservative Minderheit war in Partystimmung: Alterspräsident und CDU-Oppositionsführer Stefan Schwarz (88) übergab der Kanzlerin ein antikes Bügeleisen, das am Strand des Ferienortes Greifswald entdeckt worden war. Schwarz hatte in den Energiefresser aus dem letzten Jahrhundert das Datum der Feierstunde eingravieren lassen: 27. März 2048.

In einer sehr persönlichen Rede erinnerte Kanzlerin Güloglu an die Erfolge, die die Klima- und Energiepolitiker erreicht hatten. Wörtlich sagte sie: „Ich weiß noch genau, welche heftigen Schwierigkeiten mein Vater im Jahr 2031 hatte, als es darum ging, die Autoindustrie endgültig stillzulegen.“ Ihr Vater, damals Energiesparminister, sei mehrmals von Gewerkschaftern attackiert worden.

Güloglu dämpfte jedoch die Erwartungen, es könne in den nächsten Jahren gelingen, den Meeresspiegel wieder zu senken. „Das Niveau von 2025 wird wohl bleiben, und es ist unmöglich, die ehemaligen Städte Hamburg und Bremen wieder dem Meer zu entreißen“, sagte sie.

Trotzdem habe sie sich mit ihrer Wohngemeinschaft ein Glas gekühlten Sekt gegönnt, als sie vor zwei Tagen hörte, daß das 80-Prozent-CO2-Minderungsziel aus dem letzten Jahrhundert jetzt erreicht wurde. „Ich weiß zwar, daß gekühlter Sekt zu unseren schlimmen Umweltsünden gehört“, sagte Güloglu. Doch einmal habe sie sich und ihren Mitbewohnern gegönnt, sich wie eine Asoziale aufzuführen.

Während nach ihrer Rede die Bundestagsabgeordneten mit Hunderten Klimawissenschaftlern feierten, demonstrierten entlang der Bannmeile mehrere hundert Anhänger von Franz Mieshuber, dem Vorsitzenden des neugegründeten „Bundes für Stromfreiheit“. Sie forderten ein Ende der „Energiespar-Tyrannei“ und „neue Volkswagen für das Volk“. fex

Tagesthema Seite 3