Spülmobil statt Plastikbecher

■ Die Umweltberatungsstelle Berlin e.V. bietet Kurse für ErzieherInnen und Ökologie zum Anfassen / Materialbörse und Expertenvermittlung hat sich bewährt

Wer an Ökologie denkt, denkt zum Beispiel an den Bio-Teich. Doch in Kindertagesstätten ist dieses Biotop nicht sinnvoll, wie das Team der Umweltberatungstelle Berlin e.V. in einem Kursus in der neuen Lernwerkstatt in Marzahn lehrt. Es ist nämlich schon vorgekommen, daß Kinder in den Teich gefallen sind. Außerdem haben die Kiddies kaum Muße zum ruhigen Betrachten der Insekten am Teich. Daher bietet der Umweltladen für ErzieherInnen Kurse, in denen ökologische Modelle für Kitas gemeinsam erstellt werden.

Das kann so aussehen: An kleinen Gruben staunen die Kids über die unterschiedliche Geschwindigkeit des Sickerns. Der strahlende Regenbogen aus dem Wasserschlauch schafft kunterbunte Freude. Mit dem Griff durch den Wasserfall begreift man den Fließvorgang. Wenn sie ein paar von 150 Litern Wasser in kleinen Bechern in die Badewanne füllen, lernen sie, wieviel Naß der einzelne Mensch am Tag verbraucht.

Seit Mitte März werden ErzieherInnen oder Kindergruppen in die Räume der Lernwerkstatt in Marzahn eingeladen, damit ihnen sechs Mitarbeiter der Umweltberatungsstelle und wechselnde Referenten in der Zukunfts- oder der Projektwerkstatt Vielfältiges über Ökologie erzählen. Die Lernwerkstatt ist eines von vier Projekten, mit denen die Umweltberatungsstelle zeigt, daß der Umgang mit Ökologie Sinn, Spaß und Erfolg bringt. In der Beratungsstelle am Nikolsburger Platz 6 in Wilmersdorf rufen Bürger und Mitarbeiter von Firmen und Organisationen an, um Antworten zu ökologischen Fragen zu bekommen (Telefon: 861 87 78). Zudem sorgt der Umweltladen mit seinem Spülmobil für saubere Gedecke auf Festen und Feiern (Telefon: 657 27 50). In der neuen Lernwerkstatt lehrt das Team zum Beispiel den Lehmbau und die Gartengestaltung. Die Mitarbeiter der Materialbörse reparieren Fahrräder, Teddybären oder etwa Puppenwagen und vermeiden dadurch Abfall.

Im Büroraum der Beratungsstelle stapeln sich an den Wänden die Akten. „Sie sind voller Ideen“, sagt Kerstin Murr von der Geschäftsführung des Vereins. Seit zehn Jahren vermittelt der Verein auch Experten aus Universitäten, Labors und Organisationen. Viele Fragen beantworten sie selber. Dabei sind sie keine ökologischen Schöngeister, die über der Wirklichkeit schweben, sondern erfahrene Praktiker, die Schritt für Schritt die Wirklichkeit verändern wollen und dabei auch sinnvolle Kompromisse eingehen.

Wer anruft, weil die Nase ständig und immer läuft und keiner mehr Rat weiß, dann empfiehlt das Team des Umweltladens eine Raummessung, weil Lacke zum Beispiel Auslöser für den Schnupfen sein können. Sie beraten Eltern allergischer Kindern über Atemwegserkrankungen und warnen vor Naturharzfarben. Sie sprechen mit Hausmeistern über die Grundreinigung von Böden und binden ihre Ratschläge in den Alltag der Angestellten so ein, daß sie nicht über einen zusätzlichen Arbeitsbeitrag jammern müssen. Das Team des Umweltladens ist vor Ort mit dabei und hockt nicht in einem grünen Elfenbeinturm.

Die zehn Gewerbemaschinen des Spülmobils waren schon auf Tausend Feten und Festen und verhinderten den Einsatz von unzähligen Einwegbechern. Wer das Spülmobil für sechs Stunden ordert, bezahlt 400 Mark und kann dafür rund 750 Gäste umweltgerecht mit Gedecken versorgen. Die Einnahmen werden gleich investiert. Der Verein ist nicht profitorientiert, sondern gemeinnützig.

Kerstin Murr, Bärbel Braunagel und Brigitte Keller aus dem Team der Beratungsstelle sind stolz auf ihren langen Atem. Auf diese Weise erreichen sie Teilerfolge, die sich zu ganzen Erfolgen summieren. Die 40 Mitglieder des Vereins wollen den Umweltschutz in den Alltag hineintragen, ohne daß er als Fremdkörper wie ein eingesetztes Organ wieder abgestoßen wird. Umweltschutz beginnt unten an der Basis, und an der Basis sind sie dran. Rafael Pilsczek