Ein Käfig voller Bauprojekte

Weil die spießige Baupolitik seines Senatsbaudirektors Hans Stimmann derzeit von wütenden Attacken begleitet ist, präsentiert sein Boß, Wolfgang Nagel, die Gesamtschau „Stadt, Haus, Wohnung“ in einem sicheren Raubtierkäfig auf der Straße Unter den Linden. Der Bausenator hofft, daß die dicke Eisenrüstung widerstandsfähig genug ist, die provozierten Modernisten ebenso wie die Freunde des „Historischen Berlin“ außen vor zu lassen. Unklar ist noch, wie die Touristenmassen um das Stahlgewitter auf den verschandelten „Linden“ geschleust werden sollen. Protest hat schon der oberste Gartendenkmalpfleger angemeldet, weil der Käfig die freie Durchsicht Brandenburger Tor – Palast der Republik behindert und SPD-Nagel den öffentlichen Raum für seine Erfolgsbilanz mißbraucht. Seine Beschwerde gegen das Stahlgerüst aber blieb vergebens, weil der Bezirksbürgermeister von Mitte, Gerhard Keil (SPD), seinem Parteifreund Nagel bereits grünes Licht gab. Freilich hatte der Bezirk kürzlich noch ganz anders argumentiert. Für die Reichstagsverhüllung durfte der Platz nicht als Veranstaltungsort genutzt werden, weil dies dem „historischen Raum“ nicht angemessen sei. Ob die Ausstellungsobjekte – Abbildungen von Blöcken, Blöcken und nochmals Blöcken – von Showeinlagen begleitet werden (wir denken dabei etwa an die Hassemer-Nummer: „Wir müssen den Tiger reiten“), ließ die Bauverwaltung noch offen.

Der Bauzirkus soll am 17. Mai losgehen und bis 9. Juli dauern. taz/Marco Limberg