„Weibchen ziehen Supermännchen vor“

■ Originalzitate aus Artikeln des Verhaltensbiologen Günter Tembrock, des Sexualmediziners Hartmut Bosinski und des Evolutionsbiologen Christian Vogel

In seinem Artikel „Zur Funktion geschlechtlicher Unterschiede aus verhaltensbiologischer Sicht“ schreibt der Biologe Günter Tembrock: Zum körperlichen Unterschied zwischen Männern und Frauen „gehört die Tendenz zur Arbeitsteilung, wobei sich eine positive Korrelation zwischen der männlichen Körperstärke und der Fähigkeit, eine Familie zu schützen, ergibt. Das verbindet sich mit einer weiblichen Präferenz solcher Männer, die durch diese Eigenschaften besonders ausgezeichnet sind. Das verbindet sich mit männlichem Verhalten, das Stärke und Überlegenheit demonstriert, während nach G. Medicus im weiblichen Geschlecht eine Tendenz zur Submission überwiegt. (...)

Jungen mit ,guten Genen‘ für reproduktive Fitness tendieren zu einer früheren Reife. Sie sind ,athletisch‘ und haben Eigenschaften, mit denen ihre pleistozänen männlichen Vorfahren gute Jäger, Krieger und Väter geworden wären. Solche Jungen sind für beide Geschlechter anziehend. Mädchen suchen sie als Geschlechtspartner und mögliche künftige Ehepartner, während andere Jungen sie als ,Führer‘ und Freunde wählen.“

Der Sexualmediziner Hartmut Bosinski versucht in seinem Artikel „Geschlechtlichkeit und Sexualität unter dem Aspekt der Biopsychosozialität des Menschen“, auch die – der Fortpflanzung ganz offensichtlich nicht dienende – Homosexualität in den engen evolutionsbiologischen Rahmen zu pressen: „Männer mußten jagen, angreifen und verteidigen und zugleich die Nahrung mit dem Weibchen teilen. (...) Vor allem mußten sie ihre intragruppalen Rangkämpfe im Interesse des Gruppenerfolges einschränken, ritualisieren. (...)

In diesem Zusammenhang könnte auch die Möglichkeit gleichgeschlechtlicher Sexualität zur Befried(ig)ung der Gruppenspannung für den einzelnen einen evolutionären Vorteil mit sich gebracht haben. (...)

Der Evolutionsbiologe Christian Vogel schreibt unter der Überschrift „Evolutionsbiologische Aspekte der Genese und Funktion geschlechtsdifferenter Verhaltensunterschiede“: „Die These der Evolutionsbiologie versucht zu erklären, daß das Phänomen der getrennten Welten von Mann und Frau und die damit verbundene ,doppelte Moral‘ eine zwangsläufige Folge von evolutionär bedingten unterschiedlichen Reproduktionsstrategien beider Geschlechter ist. (...) Der ,Krieg der Geschlechter‘ ist seit Milliarden Jahren programmiert. (...)

Auch die männliche Partnerwahlstrategie des Menschen sollte also in die Richtung laufen, daß die Männer Frauen mit einem erkennbar hohen Reproduktionswert, also solche, die jung, gesund und vital aussehen, bevorzugen. Das ist natürlich allgemein der Fall, es wird in der Regel mehr in junge Frauen investiert als in ältere. (...) ,Ist das Gütekriterium für Männchen die Verteidigungs-‘ und Investitionsfähigkeit, ,die oft von Erfahrung und Ranghöhe abhängt, dann werden selbst jüngere Weibchen‘ oft ,die älteren Männchen vorziehen‘. ,Dann kann es sogar geschehen, daß Weibchen es vorziehen, zweites oder drittes Weibchen bei einem solchen Supermännchen zu werden, statt einziges Weibchen bei einem kleinen Männchen mit schlechterem Investitionspotential.‘ ,Harems entstehen nicht auf Betreiben der Männchen‘. (...)

Die Partnerstrategie der Frauen folgt in dieser Gesellschaft im Durchschnitt der Maxime: ,Wenn du jung bist, sei anspruchsvoll und heirate nur einen reichen Mann, der dir einen überdurchschnittlichen Reproduktionserfolg verspricht, je älter du wirst, desto mehr reduziere deine Ansprüche an deinen Partner im Sinne deines noch verbleibenden Restreproduktionswertes‘.“

Alle Artikel sind in dem von K.F. Wessel und H.A.G. Bosinski herausgegebenen Buch „Interdisziplinäre Aspekte der Geschlechterverhältnisse in einer sich wandelnden Zeit“ im Kleine-Verlag erschienen.