Sag zum Abschied leise servus

■ Das DDR-Außenministerium wird abgerissen / Besichtigungen sind noch möglich / Schinkels Bauakademie soll wiedererstehen / Wandbilder bleiben erhalten

Wo früher einmal Staat gemacht wurde, wabern nun Leere und Ödnis. Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) lud gestern zu einem letzten Rundgang durch das Gebäude des ehemaligen Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR ein. Es war ein leiser Abschied.

Der Bau, zwischen 1965 und 1967 errichtet, wirkt auf den ersten Blick noch angenehm. Doch daß hier seit einigen Jahren nicht mehr viel passiert, macht sich schnell bemerkbar: Im Erdgeschoß empfängt den Besucher eine muffige Atmosphäre. Das Mobiliar ist fast vollständig beseitigt worden. Die Räume erscheinen entsprechend trostlos, zumal man der verbliebenen Innendekoration deutlich ansieht, wieviele Jahre sie auf dem Buckel hat.

Trostlos wird es auf den Gängen der Ministerial-Etage im ersten Stock: schmale Wege, niedrige Decken und keine Fenster. Wie haben die „auswärtigen Beamten“ bloß gearbeitet angesichts der bedrückenden Wirkung durch dunkle Holzvertäfelungen, die sich an den Wänden entlang ziehen? Wie weit reichte ihr Blick? Über den Büroräumen eröffnet sich zwar die Aussicht auf ein phantastisches Stadtpanorama. Die winzigen Zimmer stehen dazu im Kontrast, sie lassen sich am ehesten als Arbeitszellen beschreiben. Großzügig hingegen sind nur die Sitzungssäle, die Sekretariate und Arbeitszimmer des einstigen Ministers geschnitten.

Die Reste der Einrichtung sind reif für das Museum für Deutsche Geschichte in Bonn. Die Tische, Stühle und Gummibäume strotzen vor kleinbürgerlichem Charme der sechziger Jahre. „Innenarchitektonische Elemente wie Wandgemälde sollen teilweise jedoch erhalten bleiben“, betonte Nagel. Im Gegensatz zur Inneneinrichtung wird das eigentliche Gebäude restlos verschwinden: „Es gibt in Berlins Zentrum wohl kein anderes Gebäude, über dessen Abriß eine so weitreichende Übereinstimmung zwischen Bürgern und Fachleuten besteht“, so der Bausenator. Das 44 Meter hohe Gebäude soll ab Mitte Mai Stockwerk für Stockwerk abgetragen werden. Rückbau statt Sprengung ist geboten, damit die benachbarte Friedrichswerdersche Kirche nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Das Unternehmen wird rund 12 Millionen Mark kosten. Im Oktober wird dann die Sicht vom Schloßplatz auf die Friedrichswerdersche Kirche wieder frei sein.

Auf dem Gelände soll Schinkels Bauakademie wieder errichtet werden. Der Senatsausschuß „Berlin 2000“ hat die Bauverwaltung beauftragt, organisatorische Vorbereitungen dafür in Angriff zu nehmen. Finanziert werden soll dieses Vorhaben, so Nagel, von privaten Trägern. Wer das sein könnte, vieviel das kostet und wann es soweit sein wird, ist bislang nicht geklärt. Lars Klaaßen