Ex-Nazi Priebke droht Auslieferung

■ 36 Jahre lebte der Massenmörder unerkannt in Argentinien

Buenos Aires/Rom (AFP) – Der ehemalige SS-Offizier Erich Priebke wird vermutlich nach Italien ausgeliefert. Die argentinischen Justizbehörden haben in erster Instanz dem Auslieferungsbegehren Italiens stattgegeben, verlautete aus Justizkreisen in Buenos Aires. In Italien erwartet den 82jährigen ein Prozeß wegen seiner Beteiligung an dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom, bei dem im März 1944 335 italienische Zivilisten getötet wurden. Priebkes Verteidiger Pedro Bianchi will jetzt vor dem argentinischen Bundesgericht Berufung einlegen. Er hatte auf Verjährung plädiert.

In einem Interview mit einem amerikanischen Fernsehsender hatte der 82jährige Priebke im Februar vergangenen Jahres zugegeben, an dem Massaker persönlich beteiligt gewesen zu sein. Dabei waren die Zivilisten als „Vergeltungsaktion“ für die Tötung deutscher Soldaten durch italienische Widerstandskämpfer aus dem Gefängnis geholt und erschossen worden.

Seit 1948 lebte Priebke in der südargentinischen Touristenstadt Bariloche – unter seinem richtigen Namen. Er leitete unter anderem ein Erziehungsinstitut und galt als angesehener Bürger. Erst als das US-amerikanische Fernsehteam ihn aufspürte, wurde sein ruhiges Leben zerstört. Jetzt steht Priebke unter Hausarrest. In einer in Rom veröffentlichten Stellungnahme des Simon-Wiesenthal-Zentrums heißt es, die Auslieferung Priebkes sei 50 Jahre nach Kriegsende eine „wichtige Lektion“. „Die Tatsache, daß dieser Mann, der Massenmorde verübte, vor Gericht gestellt wird, sollte für diejenigen, die sich noch verstecken, eine Mahnung sein, daß auch für sie die Zeit der Gerechtigkeit kommen wird“, so die Erklärung.