Proteste vietnamesischer Boat people

■ Gewaltsame Auseinandersetzung in Hongkonger Lager

Hongkong (AFP/taz) – Hunderte Hongkonger Polizisten stürmten gestern morgen ein vietnamesisches Flüchtlingslager und versuchten, zahlreiche Vietnamesen von den Dächern ihrer Baracken zu zerren, wo sie seit Montag gegen die drohende Zwangsabschiebung von 38 Flüchtlingen protestierten. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen wurden mindestens 13 Sicherheitskräfte und fünf der Bootsflüchtlinge verletzt. Ein vor zwei Jahren geschlossenes Abkommen zwischen Hanoi und Hongkong sieht vor, daß vietnamesische Bootsflüchtlinge, die nicht als politisch verfolgt angesehen werden, nach Vietnam zurückgebracht werden können. In Hongkong leben noch etwa 20.000 von ihnen in mehreren schwerbewachten Lagern. Fast alle gelten als „Wirtschaftsflüchtlinge“, die keine Chance haben, von den USA oder einem anderen westlichen Land aufgenommen zu werden. China hat deutlich erklärt, es wolle zum Zeitpunkt der Rücknahme der britischen Kronkolonie 1997 keinen einzigen dieser Leute mehr sehen.

Im Februar wurde auf einer Konferenz des UNO-Flüchtlingswerkes UNHCR in Kuala Lumpur beschlossen, monatlich etwa 3.600 Boat people aus Hongkong abzuschieben. Dies ist wegen der heftigen Gegenwehr der Betroffenen bislang aber nicht möglich gewesen. Vietnam hat lange darauf beharrt, nur freiwillige Rückkehrer wieder aufzunehmen.

Seit dem Ende des Vietnamkrieges 1975 sind insgesamt 250.000 Menschen mit Booten in andere Länder Südostasiens geflüchtet. In die USA, das Wunschziel der meisten Flüchtenden, gelangten über 800.000 VietnamesInnen, nach Westeuropa fast 200.000 und nach Australien und Neuseeland etwa 150.000.

Heute befinden sich in Südostasien und Hongkong noch 40.000 Bootsflüchtlinge, davon rund 6.000 in Indonesien und etwa 5.000 in Malaysia. Auch diese Länder haben mit beschleunigten Abschiebungen begonnen.