Mieter am Potsdamer Platz bald stocktaub?

■ debis: Krach kein Grund für Baustopp

Auch nach dem gerichtlichen Erlaß von Lärmbegrenzungen für die Großbaustelle am Potsdamer Platz sieht die Daimler-Benz- Tochter debis keine Gefahr eines Baustopps. Eine Sprecherin der debis Immobilien Management sagte gestern, bislang seien die vom Gericht genannten Grenzwerte während der Bauzeit nur ein einziges Mal überschritten worden. Kritisch werde es nur dann, wenn die Arbeiter beim Bohren vor der Fensterfront des einzigen noch bewohnten Hauses am Potsdamer Platz auf Findlinge stießen. Ein Berliner Mieterverein hatte zuvor mitgeteilt, debis müsse die Arbeiten an der neuen Unternehmenszentrale einschränken und mit den Mietern neue Konditionen für ihre Arbeiten und die Zeiten verabreden.

Die Sprecherin von debis sagte weiter, man bemühe sich natürlich um eine gütliche Einigung mit den Mietern des unter Denkmalschutz stehenden Weinhauses Huth. Den verbleibenden elf Mietern von früher insgesamt 28 Parteien sei die Unterbringung in einem Vier-Sterne-Hotel oder in Ersatzwohnungen angeboten worden. Jedem, der seinen Mietvertrag jetzt noch auflöse, biete debis zudem eine Abstandszahlung von 1.000 Mark je Quadratmeter an.

Arbeiten, bei denen das Gebäude des einstigen Weinhauses nicht in Mitleidenschaft gezogen würde, gäbe es leider nicht mehr. Soweit sei man bei der Bebauung des Potsdamer Platzes bereits vorangekommen. Um das historische Weinhaus Huth beispielsweise abzustützen, müßten Bohrpfahlwände bis in rund 25 Meter Tiefe rings um das Gebäude eingebracht werden. Die Arbeiten daran dauerten etwa drei Monate.

Der Mieterverein hatte zuvor mitgeteilt, das Amtsgericht Tiergarten habe angeordnet, daß Bauarbeiten am Weinhaus Huth tagsüber nicht lauter als 85 Dezibel (db) sein und nachts sowie an Sonn- und Feiertagen 45 db nicht überschreiten dürften. Andernfalls werde die Gesundheit von Mietern gefährdet. Für den Fall einer Zuwiderhandlung werde ein Ordnungsgeld von 500.000 Mark angedroht. Untersagt worden sei auch das Aufstellen und Betreiben von Flutscheinwerfern, die in die Wohnungen der Mieter gerichtet seien.

Um das Weinhaus Huth sollen in den kommenden Jahren rund eine Million Quadratmeter Bruttogeschoßfläche für Büros, Geschäfte und Wohnungen, Theater und andere Freizeiteinrichtungen entstehen. Den Mietern war nach dem Realisierungswettbewerb 1993 bereits mitgeteilt worden, daß die massiven Bauarbeiten auf der „größten Baustelle Berlins“ nicht gerade leise vonstatten gehen werden. Mit dem Aushub 1994 hatte der Lärmpegel begonnen anzusteigen.

Für debis, die drei Hochhäuser am Potsdamer Platz und am Landwehrkanal nach den Plänen des italienischen Architekten Renzo Piano planen wollen, ist es wichtig, die Baumaßnahmen zeitig abschließen zu können, da sonst dem Konzern Millionenbeträge aus Einnahmen fehlen. taz