Kein Bus-Stop am Lustgarten

■ Die 15 Millionen Mark teure Kunst-Mauer vor dem Lustgarten wird nicht gebaut / Neues Konzept im Sommer

Der geplante Lustgarten-Riegel gegenüber dem Palast der Republik ist tot. Der Aufsichtsrat der Grün-Berlin GmbH entschied am Donnerstag, daß das 87 Meter lange Kunst-Monstrum des Kölners Gerhard Merz nicht realisiert wird. Grün-Berlin-Geschäftsführer Hendrik Gottfriedsen hatte bereits in der Vergangenheit das Projekt als „so nicht durchführbar“ kritisiert.

Nun wurde beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu bilden, in der Gerhard Merz und der Landschaftsplaner Hans Loidl (Berlin) gemeinsam nach einem grundlegend neuen Konzept für den steinernen Platz suchen sollen. Der Aufsichtsrat hob ebenfalls hervor, daß es keine Rekonstruktion, sondern eine „Neuformulierung“ des Lustgartens geben solle.

Das in der Öffentlichkeit stark unter Beschuß geratene Merz- Bauwerk für rund 15 Millionen Mark sollte parallel zur Straße Unter den Linden errichtet werden. Die beiden Seitenteile des knapp 90 Meter langen und vier Meter hohen Riegels, der den Lustgarten mitsamt dem Alten Museum vom Schloßplatz regelrecht abgetrennt hätte, waren als Freskenwände vorgesehen. Der Künstler Merz ist bekannt für seine monumentalen Kunstformen.

Den Mittelteil der Anlage hatte Merz als überdachtes Tor entworfen, über dessen Stufen der Besucher den großen Platz im Lustgarten betreten sollte. Da geplant war, die beiden Seitenwände mit Glas einzufassen, hatte der Entwurf schnell sein Fett weg: „Die Bushaltestelle“ oder „die Museumsmauer“ nannten die Berliner mit Schnauze den Lustgarten-Riegel. Die Einmauerpläne hatte 1994 ein Wettbewerb zur „Neugestaltung des Berliner Lustgartens“ erbracht, den die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die Grün Berlin GmbH auslobten.

Die Arbeitsgruppe aus den beiden damals Erstplazierten des Wettbewerbs, Merz und Loidl, „werden sich völlig neue Gedanken machen müssen“, sagte die Sprecherin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Cornelia Poczka. Es wurden keine spezifischen Vorgaben für die beiden Planer gemacht. Man erwarte sich „ein neues Konzept“, das den Freiraum vor dem Alten Museum wieder aufwerte.

Poczka sagte, daß das neue Lustgarten-Konzept sich auch auf den gegenüberliegenden Schloßplatz und dessen Nutzung beziehen müsse. Die Nutzung des Ortes und der Erhalt des Palastes der Republik seien im Augenblick aber nicht geklärt. Nach Auskunft der Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer hoffe dieser, daß das „Team Merz/ Loidl“ bis zur Sommerpause einen Entwurf präsentieren kann.

Die Ablehnung des geplanten Riegels ist bei den Berlinern nicht nur auf ihr Mauer-Syndrom zurückzuführen. Die offene Fläche war schließlich schon von Friedrich Schinkel im letzten Jahrhundert als großer öffentlicher Stadtgarten zwischen Schloß und Altem Museum angelegt worden. Rolf Lautenschläger