Palast der Republik wird totsaniert

■ Hauptstadt-Ausschuß beschloß Asbestbeseitigung des Gebäudes / Bis auf das Stahlskelett bleibt nichts übrig

Der Palast der Republik fällt. Das seit 1990 geschlossene Gebäude soll vollständig vom Asbest befreit und bis auf das Stahlskelett abgebaut werden. Die endgültige Entscheidung, was mit den „nackten Zahnstochern“ geschieht – ob diese ebenfalls abgerissen werden oder für einen möglichen Neubau Verwendung finden –, ist noch unklar. Dies kündigten gestern Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) und der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) nach einer Sitzung des „Gemeinsamen Ausschusses zur Hauptstadtplanung“ an. Um den Erhalt oder den Abriß des „DDR- Volkshauses“ tobt seit der Schließung ein heftiger Streit.

Die Asbestbeseitung des Palastes müsse „in Angriff genommen werden“, sagte Diepgen. Auf Vorschlag des Bundesbauministeriums werde eine europaweite Ausschreibung für Ingenieurbüros ins Auge gefaßt, um „die technischen Möglichkeiten“ der Asbestbeseitigung sowie die Finanzierung auszuloten. Eine Ummantelung der rund 720 Tonnen Spritzasbest sei zu risikoreich.

Nach Ansicht von Diepgen könne erst nach dem Asbestabbau über „gänzlich neue Konzepte der Nutzung“ nachgedacht werden. Diepgen: „Der Palast in seiner heutigen Struktur ist unwirtschaftlich.“ Das Haus sollte darum auch nicht in seiner alten Form wieder aufgebaut werden. Der Regierende wollte die Sanierungsmethode nicht als „Abriß auf Raten“, sondern als ein „Offenhalten der Lage“ sehen. Er ließ aber keine Zweifel aufkommen, daß für ihn der Abbau bis auf das Stahlskelett unumgänglich sei.

Auch Bundesbauminister Klaus Töpfer verteidigte die Entscheidung. Es sei notwendig, den „Asbest aus dem Gebäude herauszunehmen“, sagte er. Eine Sanierung schloß Töpfer aus. Die Ausschreibung werde in den kommenden Wochen erfolgen. In zwei bis drei Monaten rechne er mit Ergebnissen. Töpfer sah in dem Beschluß „keine Präjudizierung“ der Bundestagsanhörung Mitte Juni über den Umgang mit dem Palast und das Areal auf der Berliner Spreeinsel. Die PDS-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus protestierte gegen den Palast-Beschluß.

Nach Ansicht Töpfers soll sich die Berliner Mitte mit „föderalen und urbanen“ Einrichtungen entwickeln. Auf der Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses wurde zudem entschieden, daß Schinkels Bauakademie und das Kommandantenhaus mit privaten Geldern und „in historischer Anspielung“ wieder aufgebaut werden sollen.

Diepgen kündigte an, daß für die 750 Bundeswohnungen am Moabiter Werder ein Wettbewerb ausgelobt werde. Zudem sollten die Berliner Wohnungsbaugesellschaften mit den rund 4.000 ehemals alliierten Wohnungen „flexibler“ umgehen können. Danach könnten die bundeseigenen Wohnungen länger vermietet und auch erworben werden. Rolf Lautenschläger