„So gefährlich wie Heroin oder Kokain“

■ Der erste an einer Überdosis Ecstasy Gestorbene entfacht erneut Diskussion

Der am Mittwoch bekannt gewordene Tod eines 26jährigen Mannes durch eine Überdosis Ecstasy hat die Senats-Drogenbeauftragte Elfriede Koller veranlaßt, erneut auf die Gefährlichkeit des Amphetaminabkömmlings hinzuweisen. „Damit steht fest, daß Ecstasy genauso gefährlich ist wie Heroin oder Kokain“, sagte sie gestern.

Der Tod des jungen Mannes Ende April im „Pfefferberg“ in Prenzlauer Berg, ist weltweit der erste dokumentierte Todesfall durch die Happypille, der nicht auf chemische Verunreinigungen oder den gleichzeitigen Konsum anderer Drogen, sondern auf eine Überdosierung zurückzuführen ist. So warnte gestern auch Christine Köhler-Azara, Mitarbeiterin der Drogenbeauftragten, vor der vielfach unterschätzten Droge. „Bereits 500 Milligramm reichen aus, um einen Menschen mit durchschnittlicher Konstitution zu töten.“ Bei Personen mit schlechter körperlicher Verfassung könne auch eine weitaus geringere Dosis den Trip zu einem finalen Erlebnis gestalten.

Bislang galt der Muntermacher der Tekkno- und Raver-Szene als eher harmloser Party-Gag. Noch Anfang vergangenen Jahres sahen die Herausgeber des Hamburger Ravers Guide eine der Hauptgefahren der Droge in der aufgeilenden Wirkung und der eventuell daraus resultierenden Aids-Ansteckungsgefahr. „Wenn XTC Euch geil macht, benutzt Gummis!“, verharmloste das Fachblatt.

Kritischer bewertete das „Eve & Rave“, ein Projekt für Gesundheit, Kultur und Arbeit, in seinem von Berliner Technoläden gesponserten Aufklärungsheft die Wirkung von Ecstasy. Das sei „eine Rauschsubstanz mit absolut auszehrender und zerstörender Wirkung auf Gesundheit und Psyche“.

Ecstasy, schon bei den Blumenkindern der Flower-Power-Generation als MDMA-Trip geschätzt, erlebte seine Renaissance Anfang der neunziger Jahre im Zuge der Techno-Welle. Zwischen 1993 und 1994 wurden die XTC-Pillen zum illegalen Verkaufsrenner in der Raver-Szene, und die Zahl der Erstkonsumenten steigerte sich in einem Jahr um fast 50 Prozent. Die vorwiegend in Tablettenform gehandelten Trips kosten zwischen 25 und 50 Mark. Experten gehen davon aus, daß sich an jedem Wochenende bundesweit rund 100.000 Raver mit Ecstasy vollknallen. Dabei sind die Neben- und Nachwirkungen nicht zu verachten. Manche Konsumenten können wochenlang nicht schlafen, leiden unter Depressionen und Schluckbeschwerden. Tierversuche bei Ratten hatten bei den Versuchstieren zu schweren Hirnschäden und in Einzelfällen zum Herzstillstand geführt. Peter Lerch