Giro d'Italia fährt durch Schnals!

Ein Südtiroler Tal setzt unbedingt auf den Werbewert des Radrennens  ■ Von Reinhard Kuntzke

Was kostet es, ins Fernsehen zu kommen? Laut dem Nachrichtenmagazin südtirol profil: 200.000.000 Lire. Soviel mußte die Südtiroler Gemeinde Schnalstal bezahlen, damit in diesem Jahr das schwerste Teilstück des Giro d'Italia, die sogenannte Königsetappe, durch das Vinschgauer Seitental führt.

Die 200 Millionen – umgerechnet schlappe 200.000 Mark – dürften gut angelegt sein. Während der zwei Tage, an denen heute und morgen der Giro, das bedeutendste Radrennen nach der Tour de France, durch Südtirol verläuft, wird der Name „Schnals“ über die Bildschirme in ganz Europa flimmern und in allen Gazetten genannt werden. Eine bessere Fremdenverkehrswerbung kann man sich kaum wünschen, zumal das Schnalstal seine touristischen Attraktionen in einem Videoclip zusätzlich präsentieren darf.

Schon jetzt hat Senales, wie das Schnalstal auf italienisch heißt, südlich der Alpen einen guten Klang. Im Gegensatz zu den meisten anderen Südtiroler Fremdenverkehrsorten, in denen zumeist Deutsche die Gästebetten durchliegen, verbringen in Senales mehrheitlich Italiener den Urlaub. Für die Sportiven aus Roma oder Milano ist das Schnalser Gletscherskigebiet auf rund 3.200 Metern Höhe, das auch im Sommer rasante Abfahrten ermöglicht, die größte Attraktion. Im Talschluß bei Kurzras wurde ein Sportzentrum mit Hotels und Ferienwohnungen hingeklotzt, das zwar alle sportlichen Ambitionen befriedigt, aber wie ein Fremdkörper in der Landschaft wirkt.

Aber das Skizentrum brachte den touristischen Durchbruch für das früher fast unbekannte Tal. Mit über 340.000 Übernachtungen pro Jahr nimmt das Schnalstal heute einen der vorderen Plätze in der Südtiroler Fremdenverkehrsstatistik ein. Mit dem Tourismus kam allerdings auch die Abhängigkeit. Zwischen 60 und 80 Prozent der Talbevölkerung, die gerade einmal 708 Seelen zählt, sind direkt oder indirekt im Tourismus beschäftigt. Kein Wunder, daß die Gemeinde jede Chance nutzt, den Bekanntheitsgrad weiter zu steigern. Da kommt der Giro d'Italia gerade recht.

Aber fast wäre die geplante TV- Präsenz des Schnalstales zu einer Posse à la Schilda geworden. Spät, aber nicht zu spät, fiel den Verantwortlichen ein, den Tunnel am Taleingang zu vermessen, durch den aller Verkehr hindurch muß. Für die Radrennfahrer des Giro wäre der vier Meter hohe Durchlaß kein Problem gewesen. Der große Übertragungswagen des italienischen Fernsehens RAI wäre aller- dings steckengeblieben. So wurde vor zwei Wochen in einer Eilaktion der Asphaltbelag abgetragen und das Straßenniveau um das erforderliche Maß in die Tiefe versetzt. Die süffisante Resonanz in den italienischen Medien war diesmal sogar kostenlos.

Touristische Informationen:

Verkehrsverband Schnals,

I-39020 Schnalstal/Val Senales,

Tel.: 0039-473-89148.