Bauriese schnappt sich Bauriesen

■ Hochtief stockt Anteil am Konkurrenten Holzmann auf / Kartellamt ist sauer

Berlin/Frankfurt (taz/AP) – Das Kartellamt hatte keinen Zweifel gelassen: Der Baukonzern Hochtief darf seine Beteiligung an seinem größten Konkurrenten, Philipp Holzmann, nicht auf 35 Prozent aufstocken. Diese Verfügung war im Januar ergangen.

Hochtief gibt nicht auf. Der Konzern will jetzt auf anderem Wege Einfluß auf seinen Konkurrenten bekommen – mit Umweg über die Commerzbank. Die Frankfurter Bank hat gerade zehn Prozent der Holzmann-Aktien von der BfG-Bank übernommen und gleich an Hochtief weitergereicht. Damit hält der Essener Hochtief-Konzern jetzt einen Anteil von 34,9 Prozent am Branchengrößten, Holzmann. Schon als Ende April Hochtief seinen Anteil an Holzmann auf 24,9 Prozent aufgestockt hatte, war das Kartellamt aktiv geworden, weil es einen beherrschenden Einfluß von Hochtief bei Holzmann vermutet. Diesmal sahen sich Beteiligten zu einer gewissen Rücksichtnahme auf die Beschlüsse des Kartellamts gezwungen. Die Aktienübernahme ist an aufschiebende Bedingungen geknüpft: Wenn die Berliner Kartellbehörde ihr Plazet verweigert, soll das Aktienpaket zurück an die Commerzbank gehen.

Eine kartellrechtliche Beurteilung der Übernahme sei erst möglich, wenn die Verkaufsverträge vorliegen, gab sich Kartellamtssprecher Eike Sacksofsky bedeckt. Es müsse zum Beispiel überprüft werden, wer die Stimmrechte für das Aktienpaket hat. Vor der Holzmann-Hauptversammlung Ende Juni wolle man aber möglichst mit der Beurteilung fertig zu sein. Sacksofsky droht jedenfalls, diesen Fall werde man „sehr kritisch prüfen“. Schließlich stünde die Glaubwürdigkeit seiner Behörde auf dem Spiel. lieb