Von angespitzter Eisenstange durchbohrt

■ Türkische Straßengang überfiel Geburtstagsparty in Kreuzberg: Thailändischer Jugendlicher wurde getötet

„Wir sind viel zu jung, die können uns eh nichts!“ habe einer der jungen Türken nach seiner Festnahme gefeixt, erzählt Sabine B. voller Empörung. Rund 30 junge Türken hatten in der Nacht zum Samstag die Teilnehmer einer Geburtstagsparty in Kreuzberg überfallen, sechs Gäste schwer verletzt und einen jungen Thailänder mit einer Eisenstange erstochen.

Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen. Mehr als 50 Freunde und Angehörige waren in die Wohnung der Familie B. gekommen, um den 18. Geburtstag von Bianca B. zu feiern. Unter den Gästen der jungen Frau befanden sich junge Männer und Frauen verschiedener Nationalitäten. Die Stimmung war ausgelassen, und in der Wohnung der Familie B. in der Fürbringerstraße war ein ständiges Kommen und Gehen. So fielen die fünf ungeladenen Mitglieder einer Clique türkischer Jugendlicher zunächst nicht auf. Bis sie anfingen, die anderen Gäste anzupöbeln und die Mädchen zu belästigen. „Die haben sich hier wie Paschas aufgeführt“, erinnert sich Sabine B., Biancas Mutter. „Die waren einfach auf Streit aus.“

Als plötzlich ein Fotoapparat und eine Flasche Parfüm fehlten, komplimentierte Sabine B. gemeinsam mit ihrem Mann die Störenfriede hinaus. Kurze Zeit später, gegen 22 Uhr, brachten zwei junge Türken aus der Nachbarschaft die gestohlenen Gegenstände zurück und baten darum, mit ihren Freunden wieder an der Fete teilnehmen zu dürfen. Die Familie lehnte ab. Statt dessen ging Bianca gemeinsam mit ihrem 21jährigen Cousin Thomas B. und ein paar Gästen nach unten, um die Haustür abzuschließen. Vor der Hauseinfahrt hätten sich etwa zehn mit Baseballschlägern und Messern bewaffnete junge Türken und Araber versammelt. Einige führten Eisenstangen aus einer nahe gelegenen Baugrube mit sich, berichtet Bianca B. „Das sind noch nicht alle. Gleich kommen noch mehr von uns!“ drohten die Randalierer.

Dann überstürzten sich die Ereignisse: Einer der Jugendlichen schlug Thomas B. ohne erkennbaren Anlaß ins Gesicht. Ehe dieser auf den Angriff reagieren konnte, bekam er einen Stich in den rechten Oberschenkel, der ihm den Muskel durchtrennte. Dem ärztlichen Befund zufolge hat der Messerstecher den Dolch in der Wunde noch rumgedreht. Als er versuchte wegzuhinken, traf ihn ein weiterer Messerstich ins andere Bein. Mittlerweile hatten sich weitere Jugendliche vor dem Haus eingefunden. Diese hätten sofort begonnen, die Gäste mit abgeschlagenen Flaschen, Baseballschlägern und Messern zu attackieren.

Als einer der Schläger versuchte, den 16jährigen Bodo B. mit einer angespitzten Eisenstange niederzustechen, stieß ihn ein thailändischer Freund zur Seite. Dieser wurde dann an Bodos Stelle von der Stahlstange durchbohrt. Nach Augenzeugenberichten sprangen anschließend vier der Randalierer abwechselnd auf den tödlich verletzten Mann und traktierten ihn mit Fußtritten. Nach vier Stunden erlag der bisher nicht identifizierte Thailänder im Krankenhaus seinen Verletzungen. Weitere sechs Partygäste wurden mit schweren Stich- und Schnittverletzungen in die Klinik eingeliefert. Vier werden derzeit noch stationär behandelt.

Der Polizei gelang es lediglich, drei der mutmaßlichen Täter festzunehmen. Die drei 15jährigen und ein 20jähriger Türke, die nach Erkenntnissen der Polizei zu der Straßengang „36 Boys“ gehören, stritten jegliche Beteiligung an der blutigen Schlägerei ab und wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Ermittlungsbeamten empfahlen der Familie, ihren Sohn Bodo, der einige der Mitglieder der Schlägergang schon seit Jahren kennt, aus Sicherheitsgründen vorübergehend an einem anderen Ort wohnen zu lassen. „Unglaublich“, sagte Sabine B. „Diese Jugendlichen bringen hier Leute um, und statt sie einzusperren, sollen wir unseren Sohn verstecken!“ Peter Lerch