Japans Rechte: Krieg war gut

■ Rechtsradikale und LDP-Abgeordnete gegen Kriegsschulderklärung der Regierung

Tokio (taz) – Im steifen Takt einer alten Trauermusik, aber in der Tonlage laut, gekränkt, aggressiv – so erlebte Tokio gestern in der riesigen Budokan-Halle vor den Mauern des Kaiserpalastes das Comeback der häßlichen japanischen Rechten. 50 Jahre nach dem Kriegsende vereint noch immer ein ungebrochener Stolz auf das „große Unternehmen“ des „Großen Ostasiatischen Krieges“ einen wichtigen Teil der etablierten Partei- und Regierungsrechten mit den Rechtsradikalen in Japan. Gemeinsam traten sie deshalb gestern mit zehntausend Teilnehmern an, um in einer „Tokioter Erklärung“ den Zweiten Weltkrieg im Pazifik als „Befreiungskrieg“ von der „weißen Herrschaft“ zu würdigen.

„Nie mehr wollen wir für den Großen Ostasiatischen Krieg das Wort ,Pazifikkrieg‘ benutzen, das uns die Amerikaner mit ihrer Gehirnwäsche aufgezwungen haben“, redete Seisuke Okuno, der 82jährige Abgeordnete der Liberaldemokratischen Partei (LDP), die Menge warm. Okuno kann nicht als unverbesserlicher Kriegsveteran abgetan werden, immerhin 203 Abgeordnete seiner Partei lehnen gemeinsam weiter jegliche Kriegsschulderklärung Japans ab. Darum nämlich ging es bei dem Protest von rechts: Mit aller Macht wollen die Rechten die Kriegsschulderklärung des Parlaments verhindern, die im Regierungsprogramm der Koalition von LDP, Sozialdemokraten und der liberalen Sakigake-Partei fest eingeplant ist. Gestern drohte Yukio Hatoyama, Generalsekretär der Sakigake-Partei, mit dem Verlassen der Koalition, sollte die Erklärung nicht zustande kommen. Bis morgen hat sich die Regierung noch Zeit gegeben. Georg Blume