Günter Grass teilt aus und fängt sich was ein

■ Polemik um PEN-Club-Vereinigung

Berlin/London (taz/dpa) – Das Internationale PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland (Exil-PEN) hat Günter Grass aufgefordert, sich für seine Kritik an DDR-Dissidenten im West-PEN zu entschuldigen. In einem Interview der Woche hatte Grass gesagt: „Die Art und Weise, wie sie auftreten, wie sie andere verdächtigen und zu Fall bringen wollen, ist eine mir bekannte Verhaltensweise, die ich von den Betonköpfen der DKP her kenne.“ Der seltsame Vergleich ist auf die ehemaligen Ost-Autoren gemünzt, die zu DDR-Zeiten unter Repressalien leiden mußten und eine Vereinigung von West- und Ost-PEN wegen dessen früherer Staatsnähe und den noch ungeklärten Verstrickungen einiger Mitglieder ablehnen.

Auf der Jahrestagung des West- PEN in Mainz wurde kürzlich eine Fusion zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt. Inzwischen sind 62 darüber verärgerte Mitglieder des West-PEN, unter ihnen auch Günter Grass, demonstrativ auch in den Ost-PEN eingetreten. Der Präsident des PEN-Zentrums in London, Fritz Beer, warf den Doppelmitgliedern vor, ihren Beitritt in den ostdeutschen PEN „mit einer unwahren Behauptung“ zu rechtfertigen. Die Mainzer PEN-Tagung habe nicht, wie behauptet werde, den Abbruch der offiziellen Beziehungen zum Deutschen PEN Zentrum Ost beschlossen, sondern lediglich eine Pause in den Verhandlungen über ein Zusammengehen vorgeschlagen, solange die „Staatsverstrickung des frühren DDR-Zentrums nicht geklärt“ sei.

Die Schriftstellerin Monika Maron bezeichnete unterdessen die Kontroverse als völlig überflüssig. Die Debatte sei für sie „ein ganz anachronistisches Thema“. Am besten wäre es gewesen, der Ost- PEN hätte sich nach der Wende 1989 aufgelöst, „dann hätte es das ganze Drama nicht gegeben“. Sie könne die Haltung der Westmitglieder gut verstehen, die keine Kontakte mit dem Ost-PEN haben wollten. Wenn man wie sie das Thema DDR abgeschlossen habe, „dann möchte man mit denen nichts mehr zu tun haben“.