Nur stinkende Fischer

■ Generalstreik bei Spaniens Fischern / Vermummte Fischer entführen Fähre

Madrid (taz) – Mit einem 24stündigen Generalstreik machten gestern Spaniens Fischer ihrem Unmut über den schleppenden Verhandlungsverlauf zwischen der Europäischen Union und Marokko Luft. In Rabbat werden derzeit die Fangquoten der EU-Flotte für die nächsten zwei Jahre ausgehandelt. Seit einem Monat können deshalb die 716 betroffenen Boote, 90 Prozent davon aus Spanien, nicht auslaufen.

Mit dem Streik wollen die Fischer eine Sondersitzung mit Fischereiminister Luis Atienza durchsetzen. Die umgerechnet monatlich 800 Mark Verdienstausfallzahlung aus Töpfen des Ministeriums seien zuwenig, so ihr Vorwurf. Um die EU und Marokko unter Druck zu setzen, belagern die Fischer seit Wochen die südspanischen Häfen. Marokkanische Laster werden gestoppt, die Ladung auf die Straße gekippt.

Noch einen Schritt weiter gingen die Fischer im galizischen Vigo, die bereits durch den Fischkrieg mit Kanada in die Schlagzeilen geraten waren. Am Mittwoch entführten acht Vermummte für zwei Stunden eine vollbesetzte Personenfähre.

Die Regierung in Rabbat, durch die Aktionen gegen marokkanische Lkw verärgert, zeigt nur wenig Neigung von ihren Forderungen abzuweichen. Außenminister El Mostafa Sahel fordert einen Teil des von den Europäern in den Hoheitsgewässern des Maghreblandes erwirtschafteten Reichtums für die eigene Wirtschaft. Ein Drittel der Arbeitsplätze auf den EU- Schiffen sollen zukünftig für marokkanische Seeleute reserviert sein und die Fänge in marokkanischen Häfen vermarktet werden. Mit einer Ausdehnung der Schonzeiten und einer Senkung der Fangquoten um bis zu 65 Prozent je nach Art, will Rabbat die Fischbänke schützen.

Spaniens Fischereiminister Artienza ruft seine Fischer zur Besonnenheit. Seine Zauberformel, die Gründung von gemischten Unternehmen. Er warnt: „Die Aktionen gegen marrokanische Ware werden die Verhandlungen nicht begünstigen.“ Reiner Wandler