Drei Nachbarn im All

■ Die Medienmogule Kirch, Murdoch und Rupert sind bald auch digital Spitze

Der steinreiche australische Medienmogul Rupert Murdoch jammerte kürzlich lauthals über die hohen Kosten, die für die Satellitenausstrahlung von TV-Programmen in Europa bezahlt werden müssen. Die saftigen Mieten des europäischen Marktführers SES (Société Européenne des Satellites) schmälern die Attraktivität der bekannten Astra-Satelliten jedoch keineswegs. Seit einem Jahr wird um die insgesamt 56 Plätze auf den drei Digitaltrabanten Astra 1 E, 1 F und 1 G gepokert, obwohl die noch gar nicht im Orbit sind, dafür aber ihre rechtlichen Rahmenbedingungen noch ziemlich weit oben in den Sternen stehen.

Vorsorglich erkämpften sich jetzt drei Medienunternehmen den Zuschlag für einen Platz in der ersten Reihe der TV-Zukunft: Canal plus, der Rupert-Konzern und die Kirch-Gruppe. Vor allem die geplante Expansion des Münchner Programmhauses mit neuen digitalen Kanälen wird den deutschen Medienanstalten Kopfzerbrechen bereiten, ist doch die Kirch-Familie bereits heute konzentrationsrechtlich reichlich auffällig.

Dieser Eindruck wird jetzt verstärkt: Auf mindestens fünf Transpondern, die (durch Komprimierung der riesigen Datenmengen) insgesamt bis zu 50 Programme ausstrahlen können, will die Kirch- Familie den Teleshopping-Kanal „Home Order Television“ (H.O.T.), einen Klassikmusikkanal der Tochterfirma Unitel, ein Programm mit Schwerpunkt Unterhaltung sowie die zeitversetzte Ausstrahlung von Spielfilmen (Near-Video-On-Demand) installieren.

Ursprünglich wollte die Kirch- Gruppe sogar deutlich mehr Plätze für sich reservieren, was aber den SES-Aktionären (unter anderem der Deutschen Telekom) doch zu weit ging. Auch Leo Kirchs Nachbarn im All haben einiges vor: So plant der französische Medienriese Canal plus zusammen mit seinem deutschen Partner Bertelsmann mehrere digitale Programmpakete, der deutsche Zulassungsantrag für einen Dokumentationskanal ist bereits gestellt. Kompliziert wird die deutsch-französische Allianz allerdings durch einen anderen Pakt, der mit Kirch beim gemeinsamen Abosender „premiere“ geschlossen wurde. Eine darin festgeschriebene Konkurrenzausschluß- Klausel stört die individuellen Strategien der Partner und wird wohl bald aus den Verträgen verschwunden sein.

In welcher Konstellation auch immer: „premiere“ wird zu den ersten gehören, die die neuartigen Dienste in Deutschland anbieten. Ebenfalls ganz vorn auf den neuen Fernsehmärkten: der südafrikanische Medientycoon Johan Rupert, er hat über sein holländisches Tochterunternehmen Nethold acht digitale Astra-Plätze angemietet. Überdies verhandelt Rupert derzeit über einen Einstieg beim Deutschen Sport Fernsehen (DSF), um dort Pay-TV-Kanäle zu starten. Und auch sein jüngster Coup hat es in sich: Zusammen mit dem französischen Fernsehhersteller Thomson (Nordmende, Telefunken, Saba) und der Computerfirma Sun Microsystems will der Kirch- und Berlusconi-Partner als erster in Europa interaktives TV etablieren.

In den USA hat Thomson das Konzept unter dem Namen „DirecTV“ bereits erfolgreich eingeführt: Über eine Million Settop- Boxen zum digitalen Empfang von über 150 Programmen gingen dort schon über die Ladentheken. Daß angesichts dieses Szenarios von den sechs kleinen digitalen „Versuchsprojekten“ der Deutschen Telekom bald keine Rede mehr sein wird, versteht sich fast schon von selbst. Michael Stadik