Im Sog militärischer Denkprozesse

■ betr.: „Kein ,Gesinnungs-TÜV‘ bei den Grünen“, taz vom 3./4. 6. 95

Bündnis 90/grüne PolitikerInnen lassen sich in den Sog militärischer Denkprozesse hineinziehen anstatt Dämme dagegen aufzubauen. Könnten nicht massive Mittel für Medienkampagnen der KSZE gefordert werden, die in den Krisengebieten gegen die Kriegspropaganda eingesetzt die Einsicht verbreiten, daß jeder Staat unterschiedliche kulturelle Traditionen seiner BürgerInnen achten und fördern sollte, und daß es kein Unglück ist, wenn Menschen mit gleichen Traditionen in verschiedenen Staaten leben?

Die UN-Mission ist nicht gescheitert, solange UN-Soldaten als Puffer den totalen Krieg in Bosnien-Herzegowina verhüten. Hoffentlich siegen bald bessere Einsichten oder Kriegsmüdigkeit. Dietrich Jahn, Hannover

Das kann doch nicht wahr sein, daß jetzt eine grüne Frau fordert, Deutschland sollte sich militärisch in das sich abzeichnende Jugoslawien-Desaster einklinken. Und alles versteckt hinter diesen abstrakten, nicht greifbaren Begriffen, die wir von den anderen ekligen Polit- Profis schon kennen: „Systeme kollektiver Sicherheit, Konfliktregelungsmechanismen“, bla, bla...

Hätte sie gefordert, daß Deutschland zivilen Kriegsflüchtlingen und Deserteuren hilft und sie in Sicherheit bringt, hätte ich das angemessen gefunden. Aber die Tatsache, daß dort Menschen verrecken, die ihr bißchen Leben gerne gelebt und genossen hätten, scheint auch für Frau Sager von untergeordneter Bedeutung zu sein gegenüber dem Großen, der UN, dem transnationalen Politikansatz. Wenn ich zur Wahl gegangen wäre, hätte ich die Grünen gewählt, doch jetzt bin ich ganz froh, daß ich überhaupt nicht gewählt habe. Klaus Esser, Berlin