Für Kinder nicht viel Gutes

■ Unicef-Bericht: Kaum Fortschritte / Diskriminierung von Frauen hemmt Entwicklung / Weniger Parlamentarierinnen

Berlin (dpa) – Die Diskriminierung von Frauen und Mädchen in den armen Regionen der Welt hemmt nach Einschätzung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen Unicef vielerorts die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Nur wenn Gesundheit, Ernährung und Bildung von Frauen und Kindern verbessert würden, sei Fortschritt möglich, heißt es in dem Bericht „Fortschritt der Nationen“, der gestern in Genf und Berlin vorgestellt wurde. Laut der Studie sind 70 Prozent aller Armen der Welt Frauen. Viele von ihnen trügen die alleinige Verantwortung für das Überleben von Kindern und Familie.

Weltweit sterben nach Angaben von Unicef täglich rund 35.000 Kinder an schlechten Lebensbedingungen und leicht vermeidbaren Krankheiten. So könnte bei Lungenentzündungen durch bessere Früherkennung und Versorgung mit Antibiotika jährlich 1,5 Millionen Kindern das Leben gerettet werden. Eine ausreichende Versorgung aller Kinder mit Vitamin A würde die Kindersterblichkeit nach Expertenmeinung um bis zu 23 Prozent senken.

Fortschritte meldet Unicef bei der Bekämpfung einiger Kinderkrankheiten, in der Familienplanung und der Ausbildung. So seien heute rund 80 Prozent der Kinder in Entwicklungsländern gegen Masern geimpft. 1990 waren dies nur 25 Prozent. Impfungen hätten auch die Zahl der an Kinderlähmung Erkrankten in den vergangenen zehn Jahren um drei Viertel zurückgehen lassen.

Laut der Studie wünschten sich Frauen in armen Ländern heute im Durchschnitt kleinere Familien als noch vor zehn Jahren. Mütter in der „Dritten Welt“ brächten derzeit statistisch gesehen 1,8 Kinder weniger zur Welt als 1963. In elf Nationen seien die Geburtenraten um mehr als die Hälfte gesunken. Der Anteil der Frauen ohne jegliche Schulbildung habe sich in 30 Staaten innerhalb einer Generation halbiert.

Kaum etwas zu sagen haben Frauen aller Länder in der Politik. Unter den weltweit gut 34.300 Parlementsabgeordneten waren 1994 laut Unicef nur rund 3.700 weiblich. Der Anteil der Volksvertreterinnen sank damit in den vergangenen sechs Jahren von fünfzehn auf elf Prozent.

Zur Entwicklungshilfe tragen die Industrieländer nach Angaben der Studie immer weniger bei. Zwischen 1992 und 1993 sei das Gesamtvolumen der Unterstützung um acht Prozent von rund 97 Milliarden auf 89,5 Milliarden Mark zurückgegangen. Pro Kopf werde damit in den Industrieländern jährlich mehr Geld für Bier und Wein ausgegeben als für die Unterstützung armer Nationen.