„Bajuwarische Befreiungsarmee“ bekennt sich

■ Österreichische rechte Organisation verantwortlich für Briefbombenattentate

Berlin (taz) – Vor genau einem Jahr moderierte Arabella Kiesbauer (27) ihre erste Talk-Show beim Münchner Privatsender Pro7. Kurz danach erhielt sie 25 Drohbriefe, und die Werbeabteilung des seinerzeit mit gerade sechs Prozent Marktanteil vor sich hin dümpelnden Senders versuchte daraus Kapital zu schlagen. „Deutschlands erste farbige Moderatorin“ werde von Rassisten bedroht, verkündete Pro7 grell.

Jetzt ist Kiesbauer wieder in den Schlagzeilen, wieder ihrer Hautfarbe wegen. Die mit Blümchen als Fanpost getarnte Briefbombe aus Österreich, die sie am Freitag im Studio hätte treffen sollen, was sie aber nicht tat, weil Kiesbauer zufällig unterwegs war, verletzte ihre Assistentin Sabine Dammann (26) an Augenbraue und Wange.

Es war die Moderatorin selbst, die darauf hinweisen mußte, daß sie nicht nur eine besondere Farbe (Mutter weiß, Vater schwarz), sondern auch Überzeugungen habe, die sie für Rechtsradikale unbequem machen. Sie sei Mitglied der österreichischen Organisation „SOS-Mitmensch“, berichtete sie dpa, trete öffentlich gegen Rassismus auf und engagiere sich für die Rechte von Homosexuellen. Und Drohbriefe habe sie nicht erst in München, sondern schon während ihrer vorherigen Tätigkeit als ORF-Mitarbeiterin erhalten.

In Österreich sind nach dem Anschlag in München und einem zweiten Briefbombenattentat auf eine für die Vermittlung von ausländischen Partnern spezialisierte Heiratsagentur in Linz (dabei wurden zwei Mitarbeiterinnen verletzt) inzwischen zwei Bekennerschreiben aufgetaucht. In den Briefen erklärt sich die „Salzburger Eidgenossenschaft, Bajuwarische Befreiungsarmee“ für die Attentate verantwortlich. Dieser Organisation werden auch die elf Sprengstoffbriefe des Jahres 1993 angelastet sowie das Bombenattentat in Klagenfurt im August 1994 und das in Stinatz im Februar 1995. Gegen zwei angebliche Mitglieder dieser Organisation, die Rechtsradikalen Peter Binder und Franz Radl, läuft seit September ein Prozeß. Die jüngsten Bekennerschreiben erwähnen München und Linz nicht ausdrücklich, sondern ähneln eher – wie die Wiener Polizei mitteilte – „Nachrichten“. So werde in beiden Schreiben vor einer Verurteilung der beiden Angeklagten gewarnt. Zur Unterstreichung lag den Briefen eine Namensliste von zehn Personen bei, die möglicherweise Angriffsziele werden könnten, sowie detaillierte Bauanweisungen für Briefbomben. Anita Kugler