Geschminkte Kerle

■ Warum "ran" keinen Frauenfußball aus Schweden zeigt

Natürlich wie Plastikpalmen kommen die „ran“-Moderatoren Reinhold Beckmann, Jörg Wontorra und Johannes B. Kerner daher. Sowenig, wie man auf die Idee käme, erstere zu gießen, entspricht das synthetische Trio dem Typus jener echten, beim steten Ringen um Erfolg auch mal schmutzigen Kerle, die sie in ihrer Show so unermüdlich fetischisieren.

Geschminkt, gefönt und Fitneß imitierend stehen sie zettelschwenkend da, unablässig redend, redend, redend. Handelte es sich um eine Moderatorin – die Zielgruppe hätte das Ganze längst mit einem entschlossenen „die Alte quasselt, als ginge es um ihr Leben“ quittiert. Nicht wahr, Papa?

Nein, die Sinne von uns Töchtern sprechen die Herren nicht an, dem Spektakel kann nur intellektuell noch eine Dimension abgewonnen werden, nach dem Motto „Ist das jetzt guter Trash oder nicht?“ Wobei wir wieder bei den Plastikpalmen wären. „ran“ ist leider verdammt schlechter Stoff. Vom guten Schund, den der Tabubruch erst adelt, trennt die „ran“-Macher vor allem eines: die Angst vor dem Verlust dessen, was sie für ihr Image halten. Wie anders als mit Furcht vor maskulinem Imageverlust ist es zu erklären, daß die derzeit im Schwedischen um die Weltmeisterschaft kickenden Frauen in jener Fußballshow, die doch den Anspruch erhebt, diejenige schlechthin zu sein, keinerlei Berücksichtigung findet? Die Begründung, Frauenfußball sei eben keiner, wirkt wenig schlüssig, denn Frauentennis ist doch ebenfalls keines – und trotzdem darf die Erwähnung Stefanie Grafs in der „ran“-Choreographie nicht fehlen. Hat man etwa Angst, im Vergleich mit den Fußballerinnen in puncto Kerligkeit noch weiter zurückzufallen als ohnehin schon?

Einiges spricht für diese These. deren Bestätigung auch Tradition in der ARD-Fußballberichterstattung hat. Erinnern wir uns an die Inszenierung um eines jener vier legendären Tore des Monats, welche die ZuschauerInnen von einer Frau geschossen wähnten: Zur Ehrung der Schützin Heidi Mohr hatte sich die Redaktion der ARD- Sportschau am 14. 7. 1991 etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Man überreichte Frau Mohr die fällige Medaille in einer Konservendose, welche die Stürmerin pragmatisch mit einem Dosenöffner öffnete. Das traditionelle Vorgehen inspirierte den erleichterten Moderator zu der abschließenden Bemerkung, daß bei Heidi Mohr neben den fußballerischen eben auch die hausfraulichen Qualitäten stimmten.

Zugegeben, die ARD tat sich ein wenig schwer, aber man wußte also letztlich auch schon vor vier Jahren die Fußballwelt so zurechtzurücken, wie sie jetzt bei „ran“ wieder ist. Claudia Thomsen