Milošević: Geiseln frei

■ 14 UN-Soldaten weiter festgehalten / Hilfskonvois für Sarajevo blockiert

Sarajevo/Zagreb/Pale (dpa/rtr) – Der bosnische Serbenführer Radovan Karadžić hat gestern die meisten von seinen Anhängern festgehaltenen UN-Geiseln für frei erklärt. 130 UN-Angehörige sollten noch am selben Tag freigelassen werden, die übrigen 14 UN- Soldaten könnten „aus technischen Gründen“ erst in den kommenden Tagen freikommen. Rund 40 UN-Angehörige sollten nach Restjugoslawien gebracht werden, während die übrigen 90 Blauhelme, die seit über zwei Wochen in ihren Stützpunkten vollständig eingekesselt waren, sich wieder frei bewegen dürften.

Nach Angaben von Journalisten verließ gestern nachmittag ein Bus mit UN-Soldaten die Serben- Hochburg Pale. Der UN-Führung in Sarajevo lag zunächst noch keine Bestätigung für die Aufhebung der Stützpunktblockade vor. Das UN-Hauptquartier in Zagreb forderte die „umgehende und bedingungslose“ Freilassung der 14 anderen Blauhelme.

Nach Angaben des „Außenministers“ der bosnischen Serben, Alexa Buha, hat die internationale Gemeinschaft als Gegenleistung für die Freilassung die Garantie gegeben, daß es keine Nato-Luftangriffe auf ihre Stellungen mehr geben wird. Westliche Regierungen, die Nato und die UNO, hatten verneint, daß den Serben derartige Zusagen gemacht würden.

Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR beklagte unterdessen den Zusammenbruch aller Bemühungen um Anlieferung von humanitärer Hilfe in die Krisengebiete Bosniens. Zwei für Sarajevo geplante Konvois mit über 300 Tonnen Lebensmitteln – der ersten Hilfe nach fast drei Wochen – mußten gestoppt werden, da die Serben die Genehmigung zur Durchquerung des Belagerungsrings um Sarajevo verweigerten und statt dessen neue Forderungen stellten. Aus Sicherheitsgründen sagte das UNHCR auch alle Konvoifahrten in die ostbosnischen Moslem-Enklaven ab, nachdem mehrere Anläufe in den letzten Tagen – trotz neuer schriftlicher Vereinbarungen – von den Serben blockiert worden waren.