Gar schaurig ist das Frauenleben

■ betr.: „Das Innere und das Äu ßere“ von Ernest Bornemann, taz vom 8. 6. 95

Sex, das war sein letztes Wort ... – so oder ähnlich hätte die Überschrift dieses Artikels von Bornemann wohl besser gelautet. Daß Bornemann über seine Sichtweise im Laufe der letzten Jahre nicht hinausgekommen und daran zugrunde gegangen ist, ist traurig genug. Warum aber halten solche „linksintellektuellen“ Männer dann nicht einfach den Mund? Weil es eben Männer sind, die alles noch einmal wiederkäuen, obwohl ihre Erfahrungen sie eines Besseren hätten belehren können.

Also rufe ich ihm nach: Lieber Ernest, damit Du uns Frauen besser verstehen lernst, reinkarniere doch bitte sehr dieses Mal als solche. Es bleibt Dir dann auch erspart, Dir immer wieder an denselben Thesen die Zähne zu zerbeißen, denn Du wirst keine Zeit dazu haben, weil Du ständig mit der Abwehr von Unterdrückungsmechanismen, Vergewaltigern oder Thesen von Männern wie Du einer warst, beschäftigt sein wirst. Vielleicht entdeckt Dich ja auch jemand als Model und Du findest es geil, ganz narzißtisch im Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stehen. Paß aber auf, daß dann nicht nur Teile Deines Körpers dargestellt werden, denn wichtig ist nicht Dein Gesicht und dein Gefühl, sondern Deine Möse, Deine stramme – oder wie auch immer der „Geschmack“ gerade liegt – Brust und sind deine wülstigen, wollüstigen Lippen.

Ja, so ist das mit dem Frauenleben – solltest es Dir echt überlegen, ob Du das machst.

Und das mit der „sexuellen Befreiung“, für die Du immer so eingetreten bist, das dauert noch etwas, denn von Frau zu Frau: Ohne Frauen, die nicht frei entscheiden dürfen, was und wen sie wollen, funktionert's nicht.

Alsdann, ich wünsche Dir ein nicht allzu verhängnisvolles Karma. Renate Mück, Hamburg

[Lieber Ernest, bevor Du als Frau reinkarnierst, hole Dir doch bitte bei Lilith Rat (Wolke sieben). Sie wird Dir weiterhelfen, hat sie doch schon in Urzeiten, die sexuellen Ansinnen eines Adam erfolgreich abgewehrt und ihr eigenes lustvolles Sexualleben mit „Dämonen“ geführt. Und als Ernestine Bornefrau wirst Du dann, statt „ständig“ Unterdrückungsmechanismen, Vergewaltiger und Männerthesen abzuwehren, Thesen einer Frau aufstellen und diese den Männern um die Ohren hauen. Soviel Zeit wird sein.

Ich wünsche Dir ein offensives, lustvolles Karma.

Deine Erzengelin Gabriele]