Die Opec welkt

■ Gabun will austreten / Bonn will neuer Sitz der Öl-Organisation werden

Wien (dpa/rtr) – Der Bonner Bürgermeister hat ein offizielles Angebot abgegeben, das Opec- Sekretariat samt seinen rund 150 Mitarbeitern von Wien nach Bonn zu holen. Dies wurde gestern bei der Halbjahrestagung der Organisation Erdöl exportierender Länder bekannt. Die Offerte wird beraten, große Chancen werden ihr aber nicht eingeräumt: Die Opec hatte erst vor einem Jahr eine Verlegung nach Genf abgelehnt.

Unterdessen drohte das kleinste Förderland, das zentralafrikanische Gabun, mit seinem Austritt aus der Opec. Es fördert nur 16 Millionen Tonnen Öl pro Jahr, muß aber ebenso wie alle anderen Mitgliedsländer 2 Millionen Dollar Jahresbeitrag bezahlen. Zum Vergleich: Saudi-Arabien als größtes Förderland der Welt förderte 1994 403 Millionen Tonnen der schwarzen Brühe ans Tageslicht. Nach Angaben von Opec-Kreisen wollen jedoch vor allem Saudi-Arabien und der Iran die Beiträge nicht senken. Ohne Gabun wären es noch 17 Mitglieder in dem Förderkartell.

Ein Punkt auf der Tagesordnung der Konferenz ist auch der schwache Dollar. Weil sie für den Greenback immer weniger einkaufen können, denken die Länder an drastische Maßnahmen: Sie wollen eventuell ihr Öl künftig in Yen oder D-Mark abrechnen. Denkbar wäre auch eine international übliche Mischwährung, in der aus verschiedenen Währungen ein durchschnittlicher Wert ermittelt wird, um Kursschwankungen auszugleichen. Vor allem der Iran drängt auf eine Ablösung des Dollar. Länder wie Saudi-Arabien, das aus den USA große Mengen seiner Waffen bezieht, sind jedoch wesentlich zögerlicher.

Das Ölkartell kämpft weiterhin mit seiner Ansicht nach niedrigen Preisen. Der Opec-Richtpreis liegt bei 21 Dollar für ein Barrel (159 Liter), der Durchschnittspreis auf den internationalen Ölmärkten betrug in der letzten Woche jedoch nur knapp 18 Dollar. Das liegt vor allem am steigenden Marktanteil der Nicht-Opec-Länder wie USA, Rußland und der Nordseestaaten wie Großbritannien. Die Opec- Länder können also derzeit ihre Kassen nicht durch eine Drosselung der Fördermenge von derzeit 25 Millionen Barrel täglich erreichen, weil zu einem großen Teil andere Länder in die Bresche springen würden – die Preise würden also nicht steigen.